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α2-Antiplasmin

Verfasst von: T. Stief
α2-Antiplasmin
Synonym(e)
Plasmininhibitor; PI; α2AP
Englischer Begriff
antiplasmin; serpin F2
Definition
α2-Antiplasmin ist der wichtigste physiologische Inaktivator von Plasmin. In der Zirkulation bindet α2AP schlagartig freies Plasmin in einen inaktiven Komplex. Ein ausgeprägter α2AP-Mangel (homozygoter Gendefekt) geht mit einer ausgeprägten Blutungsneigung einher, vergleichbar mit einer Hämophilie A oder B.
Beschreibung
α2AP ist ein Serin-Proteaseninaktivator (Serpin). α2AP unterscheidet sich durch zusätzliche N- und C-terminale Sequenzen von anderen Serpinen. Der N-Terminus ist Substrat für den aktivierten Gerinnungsfaktor XIII (F13a), der α2AP mit dem entstehenden Fibrin vernetzt. Der C-Terminus interagiert mit Plasmin.
Das α2AP-kodierende Gen ist auf Chromosom 17p13.3 lokalisiert und kodiert für ein 70 kDa großes Protein, das in den Hepatozyten der Leber synthetisiert wird. α2AP findet sich in einer Konzentration von ca. 70 μg/mL (ca.1 μM) im Plasma. Zum Vergleich, Plasminogen hat eine Plasmakonzentration von annähernd ca. 2 μM, d. h., bei vollständiger Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin ist ca. 50 % des Plasmins vom Antiplasmin inaktiviert und ca. 50 % zirkulieren als aktives Plasmin. Die Assoziationsrate von α2AP mit Plasmin ist sehr hoch; vergleichbar der Bindung von Antithrombin-3 – in Gegenwart von Heparin – an Thrombin. Die Bindung von Antiplasmin an Plasmin führt zu einem irreversiblen Enzym-Serpin-Komplex (PAP).
Der homozygote Mangel an α2AP ist mit einer schweren Blutungsneigung assoziiert. Ein erworbener Mangel kann Folge von Lebererkrankungen oder einer akuten Promyelozytenleukämie sein oder auch im Rahmen von größeren operativen Eingriffen (insbesondere an Organen mit hohem Plasminogenaktivatorgehalt), einer Verbrauchskoagulopathie und im Verlauf einer Lysetherapie auftreten.
Zur Erfassung der Antiplasminaktivität von α2AP stehen chromogene Tests zur Verfügung, die es auch erlauben, α2AP-Aktivität ohne α2-Makroglobulin Interferenz zu messen. PAP kann durch Enzyme-linked Immunosorbentassay bestimmt werden, das Blut muß dann aber sofort nach Entnahme mit Arginin stabilisiert werden, um eine in-vitro Generierung von Plasmin zu verhindern (auch die Antigen-Capture Phase des ELISA muß in Arginin-Anwesenheit durchgeführt werden) .
Normalbereich
70–120 % der Norm (Citratplasma)
Literatur
Coughlin PB (2005) Antiplasmin. The forgotten serpin. FEBS J 272:4852–4857CrossRefPubMed
Stief TW, Richter A, Bünder R, Maisch B, Renz H (2006) Monitoring of plasmin- and plasminogen-activator-activity in blood of patients under fibrinolytic treatment by reteplase. Clin Appl Thromb Hemost 12:213–218CrossRefPubMed