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Androgenindex, freier

Verfasst von: M. Bidlingmaier
Androgenindex, freier
Synonym(e)
FAI; Freier Testosteronindex
Englischer Begriff
free androgen index (FAI); oft synonym gebraucht, jedoch methodisch nicht identisch ist der Begriff „bioavailable testosterone“
Definition
Der freie Androgenidex beschreibt das relative Verhältnis von Gesamttestosteron und Sexualhormonbindendem Globulin (SHBG). Dadurch soll der Einfluss der Proteinbindung von Testosteron in die Beurteilung der gemessenen Testosteronkonzentration integriert werden.
Durchführung
Berechnung des FAI aus den gemessenen molaren Konzentrationen von Testosteron und Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG): Testosteron (nmol/L) × 100/SHBG (nmol/L).
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Pathophysiologie
Untersuchungsmaterial
Präanalytik
Wegen der bekannten zirkadianen Rhythmik der Androgene sollte die Blutabnahme zur Bestimmung des Index am Morgen stattfinden. Bei Frauen empfiehlt sich die Bestimmung in der Follikelphase.
Probenstabilität
Konventionelle Einheit
Dimensionslose errechnete Kenngröße.
Internationale Einheit
Dimensionslose errechnete Kenngröße.
Referenzbereich – Erwachsene
Frauen: <10.
Männern (insgesamt): 15–95.
Männer <40 Jahre: 25–140.
Männer >60 Jahre: 12–60.
Indikation
Ausschluss Hypogonadismus beim Mann, Abklärung Hirsutismus – insbesondere, wenn mit veränderten Konzentrationen der Bindungsproteine gerechnet werden muss (z. B. Adipositas, orale Kontrazeption).
Diagnostische Wertigkeit
Durch die starke Proteinbindung der zirkulierenden Androgene erscheint nach der „Free hormone“-Hypothese die Berücksichtigung der Konzentration der Bindungsproteine bei der Bewertung der Testosteronkonzentration sinnvoll. Aufgrund der einfachen Berechnung aus lediglich 2 Parametern ist der freie Androgenindex in der Praxis weit verbreitet. Die aktuellen Empfehlungen der Endocrine Society diskutieren jedoch konzeptionelle und methodische Bedenken. Neben dem einfachen freien Androgenindex gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Formeln, mit denen der freie Anteil des Testosterons errechnet werden soll. Hierbei werden z. B. auch die Konzentrationen von Albumin und anderen möglichen Bindungspartnern berücksichtigt. Verschiedene Formeln können bei manchen Patienten zu klinisch unterschiedlicher Interpretation führen. Zudem bestehen gravierende Unterschiede hinsichtlich Richtigkeit und Präzision zwischen verschiedenen Messmethoden für die in die Berechnung eingehenden Parameter. Eigentlich erforderliche methodenspezifische Referenzbereiche fehlen aber oft. Damit erscheint zumindest eine kritische Bewertung der Ergebnisse ratsam.
Literatur
Goldman AL, Bhasin S, FCW W, Krishna M, Matsumoto AM, Jasju R (2017) A reappraisal of testosterone’s binding in circulation: physiological and clinical implications. Endocr Rev 38(4):302–323CrossRefPubMed