Autoantikörper gegen Heparin/Thrombozytenfaktor 4(PF-4) sind gegen multimolekulare Heparin-PF4-Komplexe auf der Oberfläche von Thrombozyten (Blutplättchen) gerichtet.
Funktion – Pathophysiologie
Die Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) ist eine unerwünschte, durch Autoantikörper vermittelte Nebenwirkung der Heparintherapie. Die Infusion von Heparin führt zu einem Anstieg der Konzentration des PF4 im Blut mit Bildung von Heparin-PF4-Komplexen und Bindung dieser Komplexe an die Oberfläche der Thrombozyten. Es entstehen Neoepitope, gegen die Autoantikörper induziert werden. Diese vermögen Thrombozyten über deren Fc-Rezeptoren zu aktivieren, was zu deren Aggregation, zu Thrombosen im venösen und arteriellen System und zu einer Thrombozytopenie führt. Im Rahmen einer Verbrauchskoagulopathie kann es dann auch zu einer Hemmung der Gerinnung mit allgemeinen Blutungen kommen.
Für Heparin/PF4-Antikörper vom Typ IgG ist die Beteiligung am Krankheitsgeschehen nachgewiesen, bei IgM und IgA ist dies fraglich.
Im ELISA ist die Zielstruktur ein Komplex aus PF4 und Polyvinylsulfonat (PVS), mit dem die nachzuweisenden Autoantikörper kreuzreagieren.
Bei funktionellen Tests, bei denen Thrombozyten von gesunden Spendern dem Serum von Patienten ausgesetzt werden, wird eine durch die im Serum möglicherweise vorhandenen Autoantikörper ausgelösten Thrombozytenaktivierung untersucht. Die gängigsten Tests sind der Plättchenaggregationstest (Thrombozytenaggregation und -aktivierung), der Serotoninfreisetzungstest (Serotonin Release Assay) und der Heparin-induzierte Thrombozytenaktivierungsassay (HIPA).
Die funktionellen Tests sind spezifischer als der ELISA, aber wesentlich weniger sensitiv. Da es keinen „Goldstandard“ für diese Autoantikörper gibt, existieren keine genauen Angaben zu Sensitivität und Spezifität der für die Diagnostik verwendeten Testmethoden.
Die Heparinexposition führt nur bei einer Subpopulation von 0,3–3 % der behandelten Patienten zur Bildung von Heparin/PF4-Antikörpern. Eine Thrombozytopenie oder ein relativer Abfall der Thrombozyten von mehr als 50 % nach 5 Tagen Heparintherapie ist verdächtig auf HIT und sollte mittels eines funktionellen Tests oder eines Heparin/PF4-Antikörpernachweises weiter abgeklärt werden. Bei Erstexposition als auch Reexposition mit Heparin dauert es 5–20 Tage, bis Antikörper messbar werden.
Ein positiver Antikörpernachweis belegt aber noch nicht das Vorliegen einer klinisch relevanten HIT. Es muss gleichzeitig eine Thrombozytopenie nach 5 Tagen Heparingabe und/oder eine der anderen klinischen Manifestationen vorliegen.
Ein negativer Antikörpertest schließt aber eine HIT nahezu aus, was diesem Test einen hohen negativen prädiktiven Wert zukommen lässt.
Die Thrombophilie existiert solange, wie die Heparin/PF4-Antikörper im Patientenplasma nachweisbar sind. Nach Absetzen des Heparins zirkulieren die Autoantikörper noch etwa 2–3 Monate im Blut des Patienten.