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Autoantikörper gegen C1q

Verfasst von: W. Stöcker
Autoantikörper gegen C1q
Synonym(e)
Anti-C1q-Antikörper; Autoantikörper gegen die Komplementkomponente C1q
Englischer Begriff
autoantibodies to C1q
Funktion – Pathophysiologie
Das Glykoprotein C1q steht am Anfang der Komplementkaskade. Autoantikörper gegen C1q können gegen Epitope im globulären Teil des Moleküls gerichtet sein sowie gegen die „kollagenartige Region“ (CLR).
Bei systemischem Lupus erythematodes (SLE) binden sich Fc-Fragmente der Immunkomplexe an die globuläre Domäne des C1q und aktivieren dadurch den klassischen Komplementweg. Bei dem hypokomplementären Urtikaria-Vaskulitis-Syndrom (HUVS) liegen die Zielstrukturen in der CLR-Region des C1q-Moleküls.
Untersuchungsmaterial
Probenstabilität
Autoantikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg.
Analytik
Die Standardmethode zum Nachweis von Autoantikörpern gegen C1q ist der Enzyme-linked Immunosorbent Assay. Autoantikörper gegen C1q bestehen vorwiegend aus IgG, daneben kommt vereinzelt auch IgA vor. Die Wand der Reaktionsgefäße ist dabei mit chromatographisch gereinigtem C1q beschichtet.
Um die Bindung im Patientenserum enthaltener Immunkomplexe an C1q auszuschließen, wird die Reaktion in Anwesenheit einer 1 M NaCl-Lösung durchgeführt. Die hohe Salzkonzentration verhindert, dass zirkulierende Immunkomplexe erfasst werden, erlaubt aber die Kopplung der Autoantikörper.
Referenzbereich – Erwachsene
Negativ.
Referenzbereich – Kinder
Negativ.
Indikation
Im Jahr 1984 wurden erstmals Autoantikörper gegen C1q in Seren von Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) nachgewiesen. Später wurden diese Antikörper auch bei anderen Autoimmunerkrankungen entdeckt, darunter zum Bespiel die membranproliferative Glomerulonephritis. Auch bei rheumatoider Arthritis werden sporadisch Autoantikörper gegen C1q gefunden, insbesondere bei der Sonderform Felty-Syndrom (Arthritis, Leukopenie und Splenomegalie). Von besonderer Bedeutung ist die Assoziation mit den Immunkomplex-Erkrankungen hypokomplementämisches Urtikaria-Vaskulitis-Syndrom (HUVS, in ca. 50 % der Fälle mit SLE kombiniert: Autoantikörper gegen C1q sind das Hauptkriterium für die Erkrankung) und Lupusnephritis.
Klinische Zeichen des lebensbedrohlichen HUVS sind chronische autoreaktive Urtikaria, Gefäßödeme, Polyarthritis, Konjunktivitis und teilweise letal verlaufende Glomerulonephritis und obstruktive Lungenerkrankung.
Bei SLE beträgt die Prävalenz der Antikörper gegen C1q etwa 40 %, bei HUVS nahezu 100 %.
Interpretation
Autoantikörper gegen C1q sind nicht spezifisch für eine bestimmte Autoimmunerkrankung, liefern aber insbesondere beim SLE wesentliche Informationen zur Beurteilung der Krankheitsaktivität. Sie werden in durchschnittlich 40 % der SLE-Fälle nachgewiesen, in ca. 90 % bei Patienten mit Lupusnephritis. Hier liegt die Autoantikörper-gegen-C1q-Konzentration im Durchschnitt etwa 5-mal höher als bei SLE-Patienten ohne Nierenbeteiligung. Ein negatives Anti-C1q-Autoantikörper-Testergebnis bei SLE schließt eine Nierenbeteiligung mit hoher Wahrscheinlichkeit aus und lässt auf eine Prognose für die Lupusnephritis von <5 % schließen.
Die Bestimmung der Autoantikörper gegen C1q ist weiterhin von Bedeutung bei der Beurteilung von Krankheitsverlauf und Therapieerfolg bei SLE und Lupusnephritis. Bei erfolgreicher immunsuppressiver Behandlung der aktiven Lupusnephritis ist ein deutliches Absinken der Autoantikörperkonzentration zu verzeichnen. Der Antikörpertiter im Serum korreliert mit der Autoantikörperkonzentration gegen dsDNS (Autoantikörper gegen Doppelstrang-DNA) in fast 80 % der SLE-Fälle.
Literatur
Siegert CEH, Kazatchkine MD, Sjöholm A, Würzner R, Loos M, Daha MR (1999) Autoantibodies against C1q: view on clinical relevance and pathogenic roles. Clin Exp Immunol 116:4–8CrossRefPubMedPubMedCentral
Walport MJ (2002) Complement and systemic lupus erythematosus. Arthritis Res 4(Suppl 3):S279–S293CrossRefPubMedPubMedCentral