Skip to main content

Autoantikörper gegen Insulinoma-assoziiertes Antigen 2

Verfasst von: W. Stöcker und C. Krüger
Autoantikörper gegen Insulinoma-assoziiertes Antigen 2
Synonym(e)
Insulinoma-assoziiertes Antigen 2; IA2-Antikörper; IA2A; Tyrosinphosphatase-Autoantikörper
Englischer Begriff
IA2 (ICA512) autoantibodies
Definition
Insulinoma-assoziiertes Antigen 2 ist eine enzymatisch inaktive Protein-Tyrosin-Phosphatase, die in den Betazellen der Langerhans-Inseln und neuroendokrinen Geweben exprimiert wird und an der Regulation der Insulinsekretion beteiligt ist. Der Nachweis der Autoantikörper gegen IA2 dient der Diagnostik des Insulin-abhängigen Diabetes mellitus (IDDM).
Funktion – Pathophysiologie
Im Zuge der Autoimmunreaktion kommt es bei IDDM sehr früh zur Bildung von Autoantikörpern gegen verschiedene Inselzellantigene, deren Bestimmung für die Diagnose des Typ-I-Diabetes und dessen Prädiktion bei Verwandten ersten Grads von Diabetikern Bedeutung erlangt hat: Autoantikörper gegen Glutamat-Decarboxylase (GAD), Tyrosin-Phosphatase („insulinoma associated antigen“, IA2), Autoantikörper gegen Zinktransporter ZnT8, weitere zytoplasmatische Inselzellbestandteile und Insulin (Autoantikörper gegen Insulin). Einer oder mehrere dieser Autoantikörper gegen GAD, IA2, ZnT8, zytoplasmatische Inselzellantigene (ICA) und Insulin sind bei fast allen Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose des Typ-I-Diabetes nachweisbar.
Autoantikörper gegen IA2 sind gegen Epitope der zytoplasmatischen C-terminalen Domäne des IA2 gerichtet. Das Inselzellantigen ICA512 sowie das nach tryptischer Behandlung von Immunpräzipitaten erhaltene 40-kDa-Inselzellantigen sind Fragmente von IA2. Die mit IA2 verwandten Inselzellantigene IA2β (Maus) oder Phogrin (Ratte, Mensch), deren intrazytoplasmatische Domänen zu 74 % mit IA2 identisch sind, besitzen sowohl mit IA2 kreuzreagierende (Kreuzreaktivität) als auch eigenständige Epitope.
Das Auftreten der Autoantikörper gegen IA2 ist mit einer relativ schnellen Manifestation der Insulinpflichtigkeit assoziiert.
Analytik
Autoantikörper gegen IA2 lassen sich durch Radioimmunoassay und Enzymimmunoassay (Enzyme-linked Immunosorbent assay, Chemilumineszenz-Immunoassay) bestimmen. Ein speziell konfigurierter ELISA, bei dem die IA2-Antikörper zwischen Festphase-immobilisiertem und markiertem IA2 der flüssigen Phase umfangen werden, zeigt eine zu den gegenwärtig verwendeten radioaktiven Methoden vergleichbare Sensitivität und Spezifität. Der ELISA ist gut reproduzierbar, einfach durchzuführen und somit geeignet zur Untersuchung großer und kleiner Probenserien in der Routineanalytik.
Untersuchungsmaterial
Serum oder Liquor.
Probenstabilität
Autoantikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg.
Diagnostische Wertigkeit
Autoantikörper gegen IA2 werden bei 50–70 % der Kinder und Jugendlichen und 30–50 % der Erwachsenen mit neu diagnostiziertem Typ-I-Diabetes mellitus gefunden. Bei Nichtdiabetikern haben sie einen hohen prädiktiven Wert bezüglich des individuellen Risikos, an einem Typ-I-Diabetes zu erkranken: Meistens sind die Antikörper schon vor der Manifestation der Erkrankung positiv und gelten als Marker der sogenannten prädiabetischen Phase. Um ein mögliches Diabetesrisiko im individuellen Fall gut abschätzen zu können, sollte eine Kombination aller Diabetes-mellitus-relevanten Autoantikörper (gegen GAD, IA2, ZnT8, Insulin und Pankreasinseln) getestet werden. Ist einer der Parameter positiv, kann man versuchen, den Ausbruch eines Diabetes mellitus durch geeignete Maßnahmen zu verhindern: Immunsuppression oder Diabetikerdiät über mehrere Jahre (unbeschäftigte Pankreasinseln exponieren weniger Autoantigene); s. a. Autoantikörper gegen Pankreasinseln.
Literatur
American Diabetes Association (2013) Standards of medical care in diabetes. Diabetes Care 36:S11CrossRef
Lan MS, Wasserfall C, MacLaren NK, Notkin AL (1996) IA-2, a transmembrane protein of the protein tyrosine phosphatase family, is a major autoantigen in insulin-dependent diabetes mellitus. Proc Natl Acad Sci 93:6367–6370CrossRefPubMedPubMedCentral
Pozzilli P, Manfrini S, Monetini L (2001) Biochemical markers of type 1 diabetes: clinical use. Scand J Clin Lab Invest 235:38–44CrossRef