Zur Gruppe der Antiphospholipid-Antikörper zählende, gegen körpereigenes Prothrombin gerichtete Autoantikörper.
Funktion – Pathophysiologie
Antikörper gegen Prothrombin (aPT) wurden erstmals im Jahr 1959 als mögliche Kofaktoren des Lupus-Antikoagulans (LA) diskutiert. Prothrombin ist ein Vitamin-K-abhängiges, in den Hepatozyten gebildetes Glykoprotein mit einer Molmasse von 70 kDa und neben β2-Glykoprotein I (β2-GPI) und Annexin A5 eines der wichtigsten Phospholipid-bindenden Proteine. Im Verlauf der Biosynthese werden die ersten 10 N-terminalen Glutamatreste enzymatisch γ-carboxyliert. Diese γ-Carboxyglutamat-haltige Region (Gla-Domänen) vermittelt die calciumabhängige Bindung an Phosphatidylserin, die zu einer Konformationsänderung des Prothrombins führt. Die enzymatische Aktivierung des Prothrombins zu α-Thrombin im Verlaufe einer Blutgerinnungsreaktion erfolgt durch den Prothrombinasekomplex, bestehend aus den Faktoren Va und Xa (Gerinnungsfaktor X) sowie Phospholipiden (s. Phospholipide) und Calcium-Ionen.
Die gehäuft bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) auftretenden Anti-Prothrombin-Autoantikörper gelten neben anti-β2-GPI-Autoantikörpern als Risikofaktoren für arterielle, nicht jedoch für venöse Thrombosen. Für aPT wurde im Tierversuch die Thrombose-induzierende Wirkung gezeigt. Eine Beteiligung an habituellen Aborten wird diskutiert.
Die Anti-Prothrombin-Autoantikörper sind heterogen. Ihre Bestimmung erfolgt im ELISA. Hierbei werden festphasengebundenes isoliertes Prothrombin (PT) oder ein Komplex aus Phosphatidylserin und Prothrombin (PS/PT) als Antigene eingesetzt.
Vergleichsstudien zeigen, dass aPS/PT im Gegensatz zu aPT sehr gut mit der klinischen Manifestation des Antiphospholipid-Syndroms (APS) korreliert und die gleiche Spezifität aufweist wie β2-GPI-abhängiges Anti-Cardiolipin (aCL oder ACA; Autoantikörper gegen Cardiolipin) beim APS. Demnach ist aPS/PT-IgG auch mit Lupus-Antikoagulans korreliert. Neben β2-GPI-abhängigem ACA stellt aPS/PT einen sehr guten Marker für das APS dar.
Literatur
Atsumi T, Amengual O, Yasuda S et al (2004) Antiprothrombin antibodies-are they worth assaying? Thromb Res 114:533–538CrossRefPubMed