Skip to main content

Autoantikörper gegen SLA

Verfasst von: W. Stöcker
Autoantikörper gegen SLA
Synonym(e)
Anti-Leber/Pankreas-Antigen; Anti-SLA/LP-Antikörper; Autoantikörper gegen lösliches Leberantigen; SLA-Autoantikörper
Englischer Begriff
autoantibodies to SLA/LP (soluble liver antigen/liver pancreas antigen)
Definition
Ein für die Diagnostik der Autoimmunhepatitis (AIH) relevanter Autoantikörper gegen ein unter anderem in Leber und Pankreas exprimiertes Antigen.
Funktion – Pathophysiologie
Die Identifizierung von SLA/LP auf DNA-Ebene gelang im Jahr 1998 durch Klonierung des Zielantigens. SLA/LP ist vermutlich ein zytoplasmatisches Enzym mit einer Molmasse von 50 kDa, das bei der Regulation der Selenoproteinbiosynthese eine Rolle spielt (ein UGA-Suppressor-tRNA-assoziiertes Protein). Die bisherigen Beschreibungen des SLA als Leber-Zytokeratin 8 und 18 bzw. als Glutathion-S-Transferase erwiesen sich als offenbar falsch.
Untersuchungsmaterial
Probenstabilität
Autoantikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg.
Analytik
Autoantikörper gegen SLA/LP lassen sich mit einem Enzymimmunoassay (Enzyme-linked Immunosorbent Assay, Chemilumineszenz-Immunoassay) unter Verwendung eines rekombinanten Antigens und im indirekten Immunfluoreszenztest (Immunfluoreszenz, indirekte) mit SLA/LP-transfizierten Zellen als Substrat sensitiv und spezifisch nachweisen. Der klassische Western blot eignet sich nicht für den Nachweis dieser Antikörper, da zum einen die Verwendung von denaturiertem SLA/LP zu einer verringerten Nachweisempfindlichkeit führt, zum anderen eine positive Bandenreaktion in Höhe von 50 kDa auch durch andere nicht identifizierte Autoantikörper verursacht sein kann.
Referenzbereich – Erwachsene
Negativ.
Referenzbereich – Kinder
Negativ.
Indikation
Unklare Erhöhung der Transaminasen, Verdacht auf Autoimmunhepatitis.
Diagnostische Wertigkeit
Antikörper gegen SLA/LP bieten von allen Autoantikörpern die für die Autoimmunhepatitis höchste diagnostische Treffsicherheit. Anti-SLA/LP treten bei AIH allein oder zusammen mit weiteren Autoantikörpern auf. Ihre Prävalenz liegt allerdings nur zwischen 10 und 30 %, der prädiktive Wert aber bei nahezu 100 %: Im Wesentlichen bietet jedes positive Anti-SLA-Ergebnis den Beweis für eine Autoimmunhepatitis (sofern die entsprechenden klinischen Symptome vorliegen).
Die serologische Bestimmung der Autoantikörper gegen SLA/LP ermöglicht bei vielen Patienten mit AIH eine präzise Abgrenzung zur Virushepatitis, die für die hepatologische Klinik maßgebliche Konsequenzen hat: Die Fehlbehandlung einer AIH mit Interferon kann ebenso fatale Folgen haben wie eine immunsuppressive Therapie der Virusinfektion.
Zur Abgrenzung gegenüber einer Virushepatitis ist die parallele Bestimmung der übrigen AIH-assoziierten Autoantikörper zu empfehlen, wie z. B. ANA (Autoantikörper gegen Zellkerne), pANCA (Autoantikörper gegen Granulozytenzytoplasma), ASMA (Autoantikörper gegen glatte Muskulatur) oder Autoantikörper gegen LC-1 und Autoantikörper gegen LKM.
Literatur
Baeres M, Herkel J, Czaja AJ et al (2002) Establishment of standardized SLA/LP immunoassays: specificity for autoimmune hepatitis, worldwide occurrence, and clinical characteristics. Gut 51:259–264CrossRefPubMedPubMedCentral
Berg PA, Stechemesser E, Strienz J (1981) Hypergammaglobulinämische chronisch aktive Hepatitis mit Nachweis von Leber-Pankreas-spezifischen komplementbindenden Autoantikörpern. Verh Dtsch Ges Inn Med 87:921–927
Wies I, Brunner S, Henninger J et al (2000) Identification of target antigen for SLA/LP autoantibodies in autoimmune hepatitis. Lancet 355:1510–1515CrossRefPubMed