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Autoantikörper gegen Thyreoperoxidase

Verfasst von: W. Stöcker
Synonym(e)
AAk gegen Schilddrüsen-spezifische Peroxidase; Anti-TPO; Autoantikörper gegen Schilddrüsen-Mikrosomen; MAk; Mikrosomale Antikörper; Thyreoperoxidase-Antikörper
Englischer Begriff
antibodies against thyroid peroxidase
Definition
Antikörper richten sich gegen Schilddrüsen-Mikrosomen mit dem wichtigsten Zielantigen Thyreoperoxidase, das für die Iodanreicherung maßgebliche und nur von der Schilddrüse exprimierte Enzym.
Funktion – Pathophysiologie
Autoimmune Schilddrüsenerkrankungen können sich als hyperthyreote und als hypothyreote Funktionsstörungen manifestieren. Sie treten deutlich häufiger bei Frauen (Prävalenz 2 %) als bei Männern (0,2 %) auf.
Etwa 60 % aller Hyperthyreosen werden dem Morbus Basedow zugerechnet. Serologisch gelten Autoantikörper gegen TSH-Rezeptoren der Schilddrüse als diagnostische Marker, in Fällen mit Normalwerten kann der Nachweis von Antikörpern gegen TPO die Diagnose aber unterstützen. In bis zu 30 % der Patienten werden zudem Autoantikörper gegen Thyreoglobulin (Anti-TG) gefunden.
Die zweite wichtige Autoimmunkrankheit der Schilddrüse ist die Hashimoto-Thyreoiditis, die klinisch oft unauffällig beginnt, aber im Laufe der Jahre in eine Hypothyreose münden kann (s. Tabelle).
Autoantikörper gegen Thyreoperoxidase und Thyreoglobulin:
Anti-TPO (%)
Anti-TG (%)
90
30
Hashimoto-Thyreoiditis
90
60
Eine Sonderform der Autoimmunthyreoiditis ist die Postpartumthyreoiditis, eine vorübergehende hypothyreote Funktionsstörung der Schilddrüse, die mit hohen Antiköpertitern der Anti-TPO-Antikörper einhergeht. Von dieser Erkrankung sind ca. 5 % der Frauen betroffen. Das Risiko ist besonders hoch, wenn gleichzeitig ein Insulin-abhängiger Diabetes mellitus vorliegt. Bei allen Wöchnerinnen wäre die Messung von Anti-TPO-Antikörpern empfehlenswert, da sie im Erkrankungsfall einer Hormonsubstitution bedürfen.
Die Autoimmunthyreoiditis ist häufig kombiniert mit anderen Autoimmunerkrankungen (Myasthenia gravis, perniziöse Anämie, Morbus Addison).
Untersuchungsmaterial
Probenstabilität
Autoantikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg.
Analytik
Für die Bestimmung der Autoantikörper gegen TG und TPO ist die indirekte Immunfluoreszenz (IIF, Immunfluoreszenz, indirekte) mit Gewebeschnitten der Schilddrüse von Primaten geeignet (im Bild: Anti-TPO-Autoantikörper, Substrat Primatenschilddrüse, unfixiert):
Antikörper gegen TPO ergeben eine glatte Fluoreszenz des Zytoplasmas der Follikelepithelzellen. Die Kombination mehrerer Gewebeschnitte (Biochip-Mosaik) ermöglicht die Untersuchung von Antikörperprofilen, z. B. um eine Autoimmunpolyendokrinopathie zu verifizieren. Die Kombination aus Schilddrüse und Rattenniere erleichtert eine sichere Abgrenzung zu Autoantikörper gegen Mitochondrien.
Zur Quantifizierung können monospezifische Testsysteme (Enzyme-linked Immunosorbent Assay, Chemilumineszenz-Immunoassay, Radioimmunoassay) mit nativer oder rekombinanter TPO verwendet werden. Der Nachweis mithilfe des Immunblot ist ebenfalls möglich. Die verschiedenen, auf dem Markt befindlichen Testsysteme zeigen untereinander eine gute Übereinstimmung.
Indikation
Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow, Wöchnerinnen, insbesondere mit Insulin-abhängigem Diabetes mellitus.
In erster Linie Unterscheidung zwischen hyperthyreoter Autoimmunthyreoiditis und diffuser Autonomie, die ohne Antikörperbestimmung nicht möglich ist.
Literatur
Iddah MA, Macharia BN (2013) Autoimmune thyroid disorders. ISRN Endocrinol 2013:509764PubMedPubMedCentral
Saravanan P, Dayan CM (2001) Thyroid autoantibodies. Endocrin Metabol Clin North Am 30(2):315–337CrossRef