Bikarbonat wird im Rahmen der Blutgasanalyse aus pH und pCO2 aufgrund der Henderson-Hasselbalch-Gleichung (Säure-Basen-Stoffwechsel) berechnet: 1 g cHCO3– = pH – 6,105 + 1 g (pCO2 × 0,0307). Der pK‘-Wert (normal 6,105) wird jedoch von der Ionenstärke (Elektrolyte), der CO2-Löslichkeitskoeffizient (normal 0,0307) vor allem durch die Lipidkonzentration beeinflusst, wodurch diese Berechnung besonders bei starken Abweichungen der Gesamtelektrolytkonzentration und bei extremer Hyperlipidämie zu verfälschten Werten führen kann. Praktisch wichtige Beispiele: zu hoch gemessenes Bikarbonat bei erhöhter Elektrolytkonzentration (Hypertonie), zu niedrig gemessenes Bikarbonat bei Hyperlipidämie. Die Bestimmung von Gesamt-CO2 im Serum oder Plasma im Rahmen der klinisch-chemischen Routineanalytik, die manchmal ebenfalls als Bikarbonatbestimmung bezeichnet wird, lässt nur mit besonderen Kautelen Rückschlüsse auf die wahre Bikarbonatkonzentration zu.
Internationale Einheit
mmol/L.
Referenzbereich – Erwachsene
21–26 mmol/L.
Referenzbereich – Kinder
19–24 mmol/L, Neugeborene 17–24 mmol/L.
Indikation
Erkennung und Differenzierung von Säure-Basen-Störungen, Berechnung der Anionenlücke (Anionenlücke im Plasma).
Erniedrigte Werte primär bei metabolischer Azidose und kompensatorisch bei respiratorischer Alkalose.
Diagnostische Wertigkeit
Wichtiger Bestandteil der Säure-Basen-Diagnostik. Im Gegensatz zum Standardbikarbonat und zur Basenabweichung ist das aktuelle Bikarbonat ein realer Bestandteil des Plasmas und seines Ionogramms.
Literatur
Story DA, Poustie S (2000) Agreement between two plasma bicarbonate assays in critically ill patients. Anaesth Intensive Care 28:399–402PubMed