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Candida

Verfasst von: W. Stöcker
Candida
Englischer Begriff
Candida
Beschreibung des Erregers
Polymorpher Hefepilz, der in Abhängigkeit von Kultur- und Umgebungsbedingungen Hyphen, Myzele, Pseudomyzele, Blastokonidien und z. T. Chlamydosporen ausbildet. Ubiquitäres Vorkommen in der Natur (feuchtigkeitsliebend), unter anderem auch im Verdauungstrakt von Warmblütern. Die Vermehrung erfolgt intra- und extrazellulär.
Familie: Endomycetaceae; Gattung: Candida; klinisch relevante Spezies: Candida albicans, C. glabrata, C. parapsilosis, C. tropicalis, C. dubliniensis, C. krusei, C. guilliermondii, C. lusitaniae, C. kefyr, C. famata, C. inconspicua, C. rugosa, C. norvegensis.
Erkrankungen
Krankheitsbilder: C. albicans (ca. 90 % aller humanen Candida-Infektionen) und die übrigen Candida-Spezies verursachen opportunistische Infektionen der Haut (intertriginöse, perianale, perineale, genitale, interdigitale Dermatitis) und der Nägel sowie der Schleimhaut (Soor, Ösophagitis, Vulvitis, Kolpitis, Balanitis, Harnwegsinfektionen).
Neben superfizieller Besiedlung können bei geschwächter Immunkompetenz systemische Kandidosen auftreten (Endophthalmitis, basale Meningitis, Osteomyelitis, interstitielle Nephritis, Perikarditis, Peritonitis etc.). Risikogruppen sind Neugeborene und Kleinkinder (Windelbereich), Personen mit großflächigen Hautverletzungen, Organtransplantierte, Intensivtherapierte, Diabetiker.
Übertragung: endogene Infektion z. B. bei Störungen der Barrierefunktion von Haut und Schleimhaut (kommensales Reservoir); exogene Infektionen z. B. durch kontaminierte Beatmungssysteme oder Venenkatheter.
Therapie: begünstigende Umstände beseitigen, bei Kandidosen der Haut lokale Behandlung mit Nystatin, Clotrimazol und anderen Azolen, systemisch Fluconazol, Itraconazol, bei systemisch disseminierten Kandidosen parenterale Gabe von Amphotericin B/Flucytosin oder Caspofungin, Fluconazol oder Itraconazol. Bei Resistenzen Einsatz neuer Glukansynthesehemmer.
Analytik Direktnachweis und Kultur: Gewebeuntersuchung und Pilzanzucht. Biochemische, mikroskopische und Antigenmerkmale ermöglichen die Differenzierung.
Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper durch Hämagglutinationstest, indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte) und ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent assay).
Untersuchungsmaterial – Probenstabilität Direktnachweis und Kultur: Entnahme von Material aus dem jeweiligen infizierten Bereich, nicht sterile Proben müssen antibakteriell behandelt werden (Antibiotikazugabe zum Kulturmedium). Das Material sollte bis zur Weiterverarbeitung bei +4 bis +8 °C aufbewahrt werden. Direktnachweise sind innerhalb von 24 Stunden durchzuführen, Kulturen innerhalb von 6 Stunden anzulegen.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Dem Erregernachweis mittels Mikroskopie und Kultur kommt eine wesentliche Bedeutung bei der Diagnose superfizieller, systemisch disseminierter und invasiver Candida-Infektionen zu. Durch biochemische Differenzierung und morphologische Analyse ist eine weitere Erregercharakterisierung möglich.
Der Einsatz serologischer Verfahren zum Antigen- und zum Antikörpernachweis ist diagnostisch sinnvoll zum Screening von Risikopatienten und zum Monitoring lebensbedrohlicher Kandidosen bei immunkompromittierten Patienten.
Literatur
Müllensiefen M et al (1991) Labordiagnostik invasiver Candidosen. Lab Med 15:410–413
Odds FC (1988) Candida and Candidosis, 2. Aufl. Balliere Tindall, London
Papon N et al (2013) Emerging and emerged pathogenic Candida species: beyond the Candida albicans paradigm. PLoS Pathog 9(9):e1003550CrossRefPubMedPubMedCentral