Skip to main content

Colombi-Index

Verfasst von: A. M. Gressner und O. A. Gressner
Colombi-Index
Englischer Begriff
Colombi’s index
Definition
Die Summe der kurzlebigen hepatogenen Gerinnungsfaktoren II, V und VII im Plasma, in Prozent der Normalaktivität angegeben, dient als Kenngröße der Leberzellsyntheseleistung (anabole Leberfunktion).
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Die in Hepatozyten synthetisierten Gerinnungsfaktoren II (Prothrombin, Halbwertszeit 2–4 Tage), V (Proaccellerin, Halbwertszeit 12–15 Stunden) und VII (Proconvertin, Halbwertszeit 2–5 Stunden) sind aufgrund ihrer kurzen Halbwertszeiten im Blut sensitive Indikatoren der aktuellen hepatozellulären Proteinsyntheseleistung.
Funktion – Pathophysiologie
Das Ausmaß ihrer Erniedrigung im Plasma zeigt den Schweregrad der Leberinsuffizienz an, wenn extrahepatische Ursachen wie Vitamin K-Mangel bzw. -Antagonisierung und Verbrauch auszuschließen sind.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Citratplasma.
Probenstabilität
Stabilität der Faktoren maximal 4 Stunden bei Raumtemperatur.
Analytik
Funktionelle Bestimmung der Einzelfaktoren II,V, VII.
Referenzbereich – Erwachsene
Einzelfaktoren:
Gerinnungsfaktor
Anteil der Normalaktivität (%)
II
70–130
V
70–130
VII
70–150
Indikation
Diagnose und Abschätzung des Schweregrades einer Leberzellinsuffizienz, insbesondere der aktuellen Proteinsyntheseleistung.
Interpretation
Je niedriger der 1967 von A. Colombi eingeführte Index ist, desto schwerwiegender ist die Lebererkrankung: Colombi-Index <150 zeigt eine schwere, ein Index <80 eine hoch gradige Leberinsuffizienz an. Der Index wird aufgrund seiner relativ aufwendigen Analytik nur selten eingesetzt und ist durch die Bestimmung der Thromboplastinzeit (TPZ, Quicktest) ersetzbar, die ein integrales Maß der Gerinnungsfaktoraktivitäten I, II, V, VII und X darstellt. Sowohl bei der Erniedrigung des Colombi-Index als auch bei der Verlängerung des Quick-Wertes sind ursächlich Vitamin-K-Mangelzustände und/oder Verbrauch von Gerinnungsfaktoren (z. B. bei disseminierter intravaskulärer Gerinnung) zu berücksichtigen. Zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung eines ursächlichen Vitamin-K-Mangels bei Erniedrigung der Vitamin-K-abhängigen Faktoren II und VII ist der Koller-Test bzw. die Bestimmung von Vitamin K geeignet.
Literatur
Colombi A, Thölen H, Engelhart G et al (1967) Blutgerinnungsfaktoren als Index für den Schweregrad der akuten Hepatitis. Schweit Med Wochenschr 97(51):1716–1721