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Coxsackie-Viren

Verfasst von: W. Stöcker
Coxsackie-Viren
Englischer Begriff
human coxsackie virus A/B
Beschreibung des Erregers
Unbehüllte Einzelstrang-RNA-Viren, ikosaedrale Form, Durchmesser ca. 30 nm, hitzelabil, Inaktivierung mit 0,1 N HCl oder 0,3 % Formaldehyd. Hohe Umweltresistenz.
Coxsackie-Viren repräsentieren eine Vielzahl verschiedener, keine Kreuzimmunität aufweisender Serotypen des Genus humane Enteroviren. Sie gehören zur Familie der Picornaviridae.
Erkrankungen
Die Infektionen verlaufen überwiegend (90–95 %) asymptomatisch. Manifestation als Sommergrippe, Pneumonie, Diarrhoe, Enzephalitis, aseptische Meningitis, Hepatitis, Myokarditis, Perikarditis, Pleurodynie (Morbus Bornholm), Gingivo-Stomatitis, Exanthem (Hand-Fuß-Mund-Krankheit), Konjunktivitis, fetale Schädigung.
Übertragung
Fäkal-oral, aerogen (Tröpfchen, Mund-zu-Mund-Kontakt, kontaminiertes Trinkwasser, kontaminierte Meeresfrüchte) und diaplazentar. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen, Kleinkinder häufiger als Erwachsene. Erhebliche Weiterverbreitung durch Ausscheidungen asymptomatisch Infizierter.
Inkubationszeit
Im Mittel 7–14 Tage, weltweites Vorkommen.
Therapie und Prophylaxe
Symptomatisch; antivirale Medikamente und Impfstoffe sind noch nicht verfügbar.
Analytik
Kultur: Einige Coxsackie-A-Viren sind nur in neugeborenen Mäusen kultivierbar, andere in primären Affennierenzellen bzw. in RD- oder SKCO-1-Zellen. Die Kultivierung von Coxsackie-B-Viren ist in HEp-2- bzw. HeLa-Zellen sowie in primären Affennierenzellen problemlos möglich.
Direktnachweis: In erster Linie mittels PCR (PCR, quantitative in Echtzeit), im Forschungsbereich auch mittels cDNA-Sonden. Antigen-ELISA-Tests sind zu insensitiv und erfordern eine vorausgehende Virusanreicherung. Erregertypisierung über definierte Antikörper.
Serologie: Indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte), Neutralisationstest, ELISA  (Enzyme-linked Immunosorbent Assay) und Komplementbindungsreaktion. Letztere sollte wegen massiver Kreuzreaktivität mit anderen Enteroviren und eingeschränkter Sensitivität nicht mehr zur Serodiagnostik von Enteroviren eingesetzt werden. Bei Verwendung von Antigenlysaten sind auch bei ELISA immunologische Kreuzreaktionen zu beobachten, weshalb hier die Bestimmung gruppenspezifischer Antikörper im Mittelpunkt steht. Kreuzreaktionen werden z. T. auch im Neutralisationstest beobachtet (A3 mit A8, A11 mit A15, A13 mit A18). Zum serologischen Beweis einer frischen Infektion ist ein signifikanter Anstieg der Konzentration erregerspezifischer IgG-Antikörper innerhalb von 7–14 Tagen oder der Nachweis spezifischer IgM-Antikörper erforderlich.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen – Probenstabilität
Direktnachweis und Kultur: Untersucht werden Stuhl, Rachen-, Rektal- und Konjunktivalabstriche, Blut, Liquor und Bläschensekret oder Biopsien. Das Material sollte bis zur Weiterverarbeitung bei +4 bis +8 °C aufbewahrt werden. Direktnachweise sind innerhalb von 24 Stunden durchzuführen, Kulturen innerhalb von 6 Stunden anzulegen. Bei längerer Transportzeit ist das Material einzufrieren.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glycerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Wesentliche Bedeutung hat der Erregernachweis mittels PCR oder Kultur. In der Serologie wird dem Nachweis neutralisierender Antikörper ebenfalls Bedeutung beigemessen. Der Nutzen der Serologie ist aufgrund hoher Durchseuchungsraten und massiver Kreuzreaktivitäten zwischen den verschiedenen Serotypen eingeschränkt. Der signifikante Anstieg spezifischer Antikörpertiter innerhalb 2 Wochen beweist eine frische Infektion.
Literatur
Pallansch M, Roo R (2007) Enteroviruses: polioviruses, coxsackieviruses, echoviruses and newer enteroviruses. In: Knipe DM et al (Hrsg) Fields virology, Bd 1, 5. Aufl. Wolters Kluwer Lippincott Williams & Wilkins, Philadelphia, S 2839–2893
Zeichhardt H, Grunert HP (2003) Enteroviruses: polioviruses, coxsackieviruses, echoviruses and enteroviruses. In: Cohen I, Powderly WG, Opal SM (Hrsg) Infectious diseases, Bd 213, 2. Aufl. Elsevier Health Sciences, London, S 1993–2006