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Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik
Info
Verfasst von:
D. Meißner und T. Arndt
Publiziert am: 23.08.2017

Deferoxamin

Deferoxamin
Synonym(e)
Desferrioxamin, Desferal
Englischer Begriff
deferoxamine, Desferal
Definition
Chelatbildner für dreiwertige Kationen u. a. zur Behandlung von Eisenspeicherkrankheiten (Hämochromatose).
Beschreibung
Deferoxamin ist eine aus Kulturen von Streptomyces pilosus gewonnene schwache Base mit drei eisenbindenden Hydroxamsäuregruppen. Summenformel C25H48N6O8, Molmasse 561 g. Nachfolgend sind die Strukturformeln von Deferoxamin (oben) und Ferrioxamin (unten) nach Angaben in Baselt (2014) sowie Blaschek et al. (2007) dargestellt:
Applikation i. m. oder i. v. Die Ausscheidung von Deferoxamin und Deferoxamin-Eisen-Komplex (Ferrioxamin, s. Abb.) erfolgt überwiegend renal, weniger über den Stuhl, wobei ca. 45 % als Muttersubstanz und 20–30 % als Ferrioxamin im 24-Stunden-Urin erscheinen. Spitzenkonzentration im Plasma nach ca. 0,5–1 Stunde, Plasmahalbwertszeit 1 Stunde (erste schnelle Phase) bzw. ca. 6 Stunden (zweite langsame Phase). Bei Hämochromatosepatienten Plasmahalbwertszeit nur über erste Phase geprägt, ca. 5–6 Stunden. Eliminationshalbwertszeit ca. 3–6 Stunden für Deferoxamin sowie Ferrioxamin. Analyse mit HPLC und UV/VIS- oder Massenspektrometrie, ggf. mit Trennung von Deferoxamin und Ferrioxamin.
Die Behandlung mit Deferoxamin, die wegen dessen kurzer biologischer Halbwertszeit gewöhnlich als Dauerinfusion durchgeführt wird, ist weniger effektiv als die Aderlasstherapie und nur bei parallel bestehenden Kardiomyopathien und bei anämiebedingter Eisenüberladung indiziert. Auch Belastungen oder Intoxikationen mit Aluminium können mit Deferoxamin behandelt werden.
Literatur
Baselt RC (2014) Disposition of toxic drugs and chemicals in man, 10. Aufl. Biomedical Publications, Seal Beach, S 585–586
Blaschek W, Ebel S, Hackenthal E, Holzgrabe U, Keller K, Reichling J, Schulz V(Hrsg) (2007) Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen, Bd 5, 6. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft – Springer, Stuttgart/Heidelberg, S 720–722
Chemnitz G, Winkler A, Schmidt FW (2000) Hereditäre Hämochromatose. In: Schmidt E, Schmidt FW, Manns MP (Hrsg) Lebererkrankungen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, S 787–809