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Dehydroepiandrosteronsulfat

Verfasst von: W. Hubl
Dehydroepiandrosteronsulfat
Synonym(e)
DHEAS
Englischer Begriff
dehydroepiandrosteronesulfate
Definition
DHEAS wird vorwiegend in der Nebennierenrinde gebildet und gilt deshalb als Indikator der adrenalen Androgenproduktion. Es besitzt einen hohen Stellenwert im Rahmen der Differenzialdiagnostik des Hirsutismus bzw. Virilismus zur Abgrenzung einer adrenalen von einer ovariellen Störung.
Struktur
5-Androsten-3β-ol-17-on-3-sulfat, C19H27O5S.
Molmasse
367,5 g.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Das Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS) wird in der Nebennierenrinde gebildet. Ausgangsprodukt ist das Cholesterin. Mithilfe des Cholesterinseitenketten-abspaltenden Enzyms CYP11A1 (P450SCC) wird das Pregnenolon synthetisiert. Die C-17-Hydroxylase CYP17 (P450C17α) bildet das 17-α-Hydroxypregnenolon, das mithilfe der CYP17 (17,20-Lyase, Desmolase) in das Dehydroepiandrosteron umgewandelt wird.
DHEAS ist im Blut nahezu komplett an Albumin gebunden.
Das Dehydroepiandrosteron wird mit Schwefelsäure in der C3-Position zum DHEAS verestert und im Urin ausgeschieden.
Halbwertszeit
7–9 Stunden.
Funktion – Pathophysiologie
Die Nebennierenrindenandrogene bewirken die Ausprägung der männlichen sekundären Geschlechtsmerkmale. Sie haben jedoch im Vergleich zum Testosteron keinen wesentlichen Einfluss auf das Wachstum der Keimdrüsen.
Beim Androgenexzess der Frau kommt es zur Symptomatik des Virilismus. Als Ursache kommen in Betracht:
  • Androgen-bildende Tumoren
  • Zentrales Cushing-Syndrom
  • Funktionelle Hypersekretionen von Androgenen (z. B. beim adrenogenitalen Syndrom)
Beim zentralen Cushing-Syndrom bewirkt die erhöhte ACTH-Konzentration eine Stimulation der Steroidbiosynthese in der Nebennierenrinde mit sowohl erhöhten Glukokortikoiden als auch erhöhten Androgenen.
Das adrenogenitale Syndrom ist gekennzeichnet durch einen kongenitalen oder erworbenen Enzymdefekt in der Steroidbiosynthese der Nebennierenrinde. Hierbei kommt es zum Abfall der Endprodukte der Biosynthese, z. B. Kortisol bzw. Aldosteron, und einem Stau mit einer Erhöhung der Steroidhormone mit vorwiegend androgener Wirkung vor dem Enzymblock, dem DHEAS, 17-Hydroxyprogesteron etc.
In zahlreichen Arbeiten wird der Einfluss von DHEAS auf koronare Herzerkrankungen diskutiert. Es scheint erwiesen, dass Männer mit niedrigen DHEAS-Werten ein höheres Risiko für koronare Herzerkrankungen haben. Ob eine DHEAS-Substitution dieses Risiko senkt, ist bis jetzt jedoch weitgehend unklar.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Probenstabilität
Blut und Serum: 20–25 °C 1 Tag; Serum: 4 °C 2 Wochen, −20 °C >1 Jahr.
Präanalytik
Glukokortikoidgaben supprimieren die DHEAS-Konzentration.
Analytik
Radio-, Enzym-, Lumineszenz-Immunoassay (Immunoassay).
Konventionelle Einheit
μg/L.
Internationale Einheit
μmol/L.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
μmol/L × 367,5 = μg/L.
Referenzbereich – Erwachsene
13–45 Jahre 2,20– 10,2 μmol/L; Menopause 1,20–3,80 μmol/L.
Referenzbereich – Kinder
Alter
DHEAS (μmol/L)
1–7 Tage
1,87–12,80
8–15 Tage
0,91–9,49
16 Tage – 3 Jahre
<0,20–3,33
4–6 Jahre
<0,20–1,27
6–11 Jahre
0,26–3,9
12–17 Jahre
0,78–14,3
Indikation
  • Differenzialdiagnose des Hirsutismus und Virilismus
  • Androgen-produzierender Nebennierenrindentumor
Interpretation
DHEAS erhöht:
Diagnostische Wertigkeit
Die Bestimmung des DHEAS besitzt die höchste diagnostische Relevanz zur Diagnose einer adrenalen Hyperandrogenämie (Störung in der Nebennierenrinde) und zur Abgrenzung von der ovariellen Hyperandrogenämie bei der Frau bzw. von testikulären Störungen der Androgenproduktion beim Mann.
Literatur
Burger HG (2002) Androgen production in women. Fertil Steril 77(Suppl 4):S3–S5CrossRefPubMed
Büttler RM, Kruit A, Blankenstein MA, Heijboer AC (2013) Measurement of dehydroepiandrosterone sulphate (DHEAS): a comparison of Isotope-Dilution Liquid Chromatography Tandem Mass Spectrometry (ID-LC-MS/MS) and seven currently available immunoassays. Clin Chim Acta 23(424):22–26CrossRef
Livadas S, Pappas C, Karachalios A et al (2014) Prevalence and impact of hyperandrogenemia in 1,218 women with polycystic ovary syndrome. Endocrine 47:631–638CrossRefPubMed