Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik
Info
Verfasst von:
S. Holdenrieder und P. Stieber
Publiziert am: 29.12.2017

Des-γ-Carboxyprothrombin

Des-γ-Carboxyprothrombin
Synonym(e)
DCP; PIVKA II
Englischer Begriff
Des-γ-carboxyprothrombin
Definition
Des-γ-Carboxyprothrombin ist ein abnormales Prothrombin, das ins Blut sezerniert wird bei inhibierter Vitamin-K-abhängiger Carboxylase der Leber – aufgrund eines Fehlens von Vitamin K oder der Anwesenheit eines Vitamin-K-Antagonisten.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
DCP findet sich in mäßig erhöhten Konzentrationen im Serum von Personen mit akuter Hepatitis, Leberzirrhose und metastasiertem hepatozellulären Karzinom.
Funktion – Pathophysiologie
Die klinische Bedeutung der DCP-Bestimmung liegt im Therapiemonitoring und der Rezidiverkennung des hepatozellulären Karzinoms.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum, Körperflüssigkeiten.
Referenzbereich – Erwachsene
<0,1 AU/L (methodenabhängig).
Indikation
Diagnose, Therapiekontrolle, Nachsorge und Prognose des hepatozellulären Karzinoms (mit AFP [α1-Fetoprotein] und AFP-L3).
Interpretation
Die meisten DCP-Assays sind für die Anwendung im Serum ausgetestet. Darüber hinaus kann DCP auch in anderen Körperflüssigkeiten bestimmt werden.
DCP ist weder streng tumor- noch organspezifisch. Es wird in mittleren bis hohen Wertlagen jedoch vornehmlich beim hepatozellulären Karzinom (HCC) ins Serum freigesetzt. Erhöhte Werte wurden darüber hinaus auch bei Personen mit benignen Lebererkrankungen, insbesondere mit akuter Hepatitis und Leberzirrhose gefunden. Neuere Studien berichten jedoch über eine vielversprechende Sensitivität und Spezifität von DCP für die Abgrenzung des HCC von der Zirrhose. Aus den patientenbezogenen Parametern Geschlecht und Alter sowie den serologischen Markern AFP, AFP-L3, DCP wurde ein inzwischen mehrfach validierter GALAD-Score entwickelt, der eine den Einzelmarkern deutlich überlegene Differenzierung des hepatozellulären Karzinoms von benignen Lebererkrankungen – selbst in frühen Tumorstadien – ermöglicht und auch zur frühzeitigen Erkennung des HCC bei Risikopatienten eingesetzt werden kann.
Darüber hinaus wurde ein prognostischer BALAD-2-Algorithmus aus den Serummarkern Bilirubin, Albumin, AFP-L3, AFP und DCP gebildet, anhand dessen HCC-Patientengruppen mit deutlich unterschiedlichen Überlebenszeiten identifiziert wurden.
Diagnostische Wertigkeit
Hepatozelluläres Karzinom: Diagnose, Prognose, Therapiekontrolle und Nachsorge.
Literatur
Berhane S, Toyoda H, Tada T, Kumada T et al (2016) Role of the GALAD and BALAD-2 serologic models in diagnosis of hepatocellular carcinoma and prediction of survival in patients. Clin Gastroenterol Hepatol 14:875–886CrossRefPubMed
Sturgeon CM, Duffy MJ, Hofmann BR et al (2010) National Academy of Clinical Biochemistry laboratory medicine practice guidelines for use of tumor markers in liver, bladder, cervical, and gastric cancers. Clin Chem 56:e1–e48CrossRefPubMed