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Elastase, pankreasspezifische

Verfasst von: A. M. Gressner und O. A. Gressner
Elastase, pankreasspezifische
Synonym(e)
Elastase-1; Pankreas-Elastase; PE; Elastase, fäkale; EC 3.4.21.11
Englischer Begriff
faecal elastase 1; pancreatic elastase 1
Definition
PE ist eine von den Azinuszellen des exokrinen Pankreas synthetisierte, organspezifische Endopeptidase, die als inaktive Proelastase sezerniert und intestinal durch Trypsin aktiviert wird, für die Hydrolyse des Elastins spezifisch ist und deren Ausscheidungsmenge im Stuhl als Kenngröße der exkretorischen Pankreasfunktion dient.
Molmasse
25,7 kDa.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Azinuszellen des exokrinen Pankreas synthetisieren und sezernieren Proelastase-1 und Proelastase-2, die im Intestinallumen durch Trypsin limitiert proteolytisch aktiviert werden, um als Endoproteinase (Serinproteinase) bevorzugt am Carboxylende von Leucin, Methionin und Phenylalanin Peptide zu spalten. Es handelt sich um Glykoproteine (240 Aminosäuren, iP 4,9), die eine 52 %ige Sequenzhomologie mit Trypsin und Chymotrypsin aufweisen und im Serum mit α1-Proteinaseinhibitor komplexiert sind. Im Gegensatz zu anderen Endopeptidasen spaltet PE sehr effektiv Elastin. Im Intestinum bildet PE mit Gallensäuren und Cholesterin bzw. seinen bakteriellen Abbauprodukten Koprostanol und Koprostanon einen stabilen Protein-Sterol-Komplex. Während der Darmpassage nur geringer Abbau mit Ausscheidung von etwa 1,2 mg/g Stuhlfeuchtgewicht.
Funktion – Pathophysiologie
Die PE-Normalkonzentration beträgt im Pankreassekret 0,16–0,45 g/L, eine signifikante Abnahme liegt bei exkretorischer Pankreasinsuffizienz mit konsekutiver Verminderung der fäkalen Ausscheidungsmenge vor. Bei akuter Pankreatitis kommt es zum Übertritt von Elastase-1 in das Serum und Komplexierung mit α1-Proteinaseinhibitor.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum, Fäzes.
Probenstabilität
Bei Raumtemperatur maximal 8 % Aktivitätsverlust pro Woche, bei 4 °C stabil über Monate. Im Stuhl stabil über 5 Tage bei Raumtemperatur.
Präanalytik
Therapeutische Enzymsubstitution ist ohne Einfluss.
Analytik
Für Serum und Stuhl steht ein Sandwich-Immunoassay (ELISA) unter Anwendung von 2 monoklonalen Antikörpern zur Verfügung. Nachweisgrenze 1 μg/L, VK in der Serie 5,8 %, von Tag zu Tag <8 %. Spezifität für Pankreaselastase-1 hoch.
Referenzbereich – Erwachsene
Serum: <3,5 μg/L.
Fäzes: Erwachsene und Kinder nach dem ersten Monat: 200–400 μg/g Stuhl.
Mittlere bis leichte Insuffizienz: 100–200 μg/g Stuhl.
Schwere Insuffizienz: <100 μg/g Stuhl.
Referenzbereich – Kinder
s. Erwachsene.
Indikation
  • Diagnostik und Verlaufskontrolle der exkretorischen Pankreasinsuffizienz (Stuhluntersuchung)
  • Diagnostik der akuten und chronisch-rezidivierenden Pankreatitis (Serum)
Interpretation
Die Abnahme der fäkalen PE-Ausscheidung ist ein empfindlicherer Parameter der exkretorischen Pankreasinsuffizienz als die des Chymotrypsins. Die Ausscheidung wird nicht beeinflusst durch Darmflora oder Pankreasenzymsubstitution. Veränderungen korrelieren mit dem Ergebnis des Sekretin-Pankreozymin-Tests und sind aufgrund geringer intraindividueller Variation für die Verlaufskontrolle geeignet. Im Serum Anstieg in der Frühphase der akuten Pankreatitis, bei chronisch-rezidivierender Pankreatitis und ERCP. Im Duodenalsaft Verminderung von PE bei Pankreasinsuffizienz, z. B. chronische Pankreatitis, zystische Pankreasfibrose, Pankreastumoren.
Diagnostische Wertigkeit
Bei einem Cut-off von 200 μg PE/g Stuhl beträgt die Sensitivität 63 % für milde, 100 % für moderate und 100 % für schwere exkretorische Pankreasinsuffizienz und 93 % für alle Patienten. Spezifität 93 %. Die Vergleichswerte für Chymotrypsin sind 64 % Sensitivität und 89 % Spezifität.
Literatur
Löser C, Möllgaard A, Fölsch UR (1996) Faecal elastase 1: a novel, highly sensitive, and specific tubeless pancreatic function test. Gut 39:580–586CrossRefPubMedPubMedCentral