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Färbung, Urin

Verfasst von: W. G. Guder
Färbung, Urin
Synonym(e)
Harnfarbe-Beurteilung; Uroskopie
Englischer Begriff
urine colour
Definition
Die Färbung des Urins stellt eine wesentliche Komponente der Analyse des Urins mit diagnostischen Zielen dar („Uroskopie“). Es beschreibt die visuell sichtbare Färbung des Urins, vgl. dazu folgende Tabelle:
Aussehen
Ursachen
Symptom bei
Blass, wässrig
Verdünnter Urin
Polyurie, Diabetes insipidus, Diabetes mellitus, Hypostenurie
Bernsteingelb
Gallenfarbstoffe, Nahrungsfarbstoffe (z. B. Flavine)
Normaler Urin, Vitamin B2, Einnahme von Medikamenten
Gelborange
Gallenfarbstoffe, Nahrungsfarbstoffe (z. B. Rhabarber, Folia Sennae)
Konzentrierter Urin, Cholestase
Bräunlich-(„bier“)braun
Hepatischer Ikterus
Rötlich-rötlichbraun
Hämoglobin(derivate),Myoglobin, Porphyrine, Medikamente (z. B. L-Dopa, Metronidazol, Chinin, Phenacetin, Rote-Bete-Konsum)
Hämaturie, Hämoglobinurie, Rhabdomyolyse, Therapeutika
Gelbgrün, blaugrün
Gallenfarbstoffe im alkalischen Urin, Indikane, Polycyanin, Chlorophyll
Cholestase, Farbstoffe, Pseudomonas-Infektion, Mundspülmittel
Dunkelbraun-schwarz, evtl. beim Stehen dunkelnd
Hämolyse, Alkaptonurie, Melanom, „Melanose“, Chlorpromazin, Methyl-Dopa
Weiß, milchig-trüb oder wolkig
Eiter, Schleim, Lipide, Chylus, Paraffin, Bakterien, Kontrastmittel
Infektion der ableitenden Harnwege, Chylusfistel, Vaginalcreme
Trüb-blau
Indikan, Medikamente
Systemische Infektion (Typhus, Sepsis)
Beschreibung
Die Farbe des Urins stellt nicht nur für den Laien, sondern auch für den Arzt seit der Antike ein mit dem Auge sichtbares Zeichen zur Beurteilung des Gesundheitsstands dar. War die Betrachtung des Urins durch die Uroskopie im Mittelalter charakterisiert durch die Differenzierung von 20 verschiedenen Farben, die im Zusammenhang mit der 4-Säfte-Lehre der Antike interpretiert wurden, ist die Harnfarbe seit dem 19. Jahrhundert, als man die Ursachen der meisten Harnfarben identifizierte, Basis für die Diagnose/das Symptom, da zahlreiche Symptome/Erkrankungen nach der Harnfarbe benannt wurden: Hämaturie, Porphyrie, Alkaptonurie, Melanurie, Schwarzwasserfieber.
Literatur
Hofmann W, Ehrich JHH, Guder WG, Keller F, Scherberich J (2011) Diagnostische Pfade bei Nierenerkrankungen. J Lab Med 35:127–146
Vosswinckel P (1993) Der Schwarze Urin. Blackwell Wissenschaft, Berlin