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Fibronectin

Verfasst von: H. -D. Haubeck
Fibronectin
Synonym(e)
Cold insoluble globulin; LETS-(large external transformation sensitive-)Protein; Opsonin
Englischer Begriff
fibronectin
Definition
Fibronectin ist ein Adhäsionsmolekül, das in mehreren Isoformen in der Extrazellulärmatrix und im Plasma vorkommt.
Beschreibung
Fibronectine bilden eine Gruppe von nahe verwandten Glykoproteinen, die aus einem Gen durch alternatives Spleißen entstehen. Fibronectine sind wichtige Bestandteile der Extrazellulärmatrix und an der Kontrolle der Zelladhäsion, Zellausbreitung, Zellwanderung und Zytoskelettorganisation beteiligt. In der Embryogenese kommt ihnen eine entscheidende Bedeutung zu. Dementsprechend ist ein homozygoter Fibronectindefekt bereits in der frühen Embryonalentwicklung letal. Der Phänotyp der Fibronectin-defizienten Mäuseembryonen ist durch Defekte der Mesoderm- und Neuralrohrentwicklung und schwere Herz- und Gefäßdefekte gekennzeichnet. Auch im adulten Organismus weist Fibronectin ein breites Expressionsspektrum auf und ist an wichtigen physiologischen und pathologischen Prozessen, wie Tumorinvasion, Blutgerinnung, Wundheilung und Fibrose, beteiligt.
Fibronectine sind große Glykoproteine (440 kDa) und bestehen aus 2 fast identischen Untereinheiten, die durch Disulfidbrücken verknüpft sind. Fibronectine besitzen eine Domänenstruktur. Diese Domänen, die z. T. repetitiv auftreten, binden spezifisch an verschiedene Liganden, wie Kollagene, Fibrinogen/Fibrin, Heparansulfat oder über sogenannte RGD-(Arg-Gly-Asp-)Sequenzen an Integrine auf der Zelloberfläche. Diese niedrig-affine Bindung an die Integrine ermöglicht die Zelladhäsion an die Extrazellulärmatrix, aber auch die Zellmotilität.
Plasmafibronectin ist eine Fibronectinisoform, die überwiegend von Endothelzellen und Hepatozyten gebildet wird. Die Konzentration im Plasma beträgt 200–380 mg/L, und die Halbwertszeit liegt bei 25 Stunden. Die Messung kann über Nephelometrie, Tubidimetrie und verschiedene Immunoassays erfolgen. Plasmafibronectin kommt auch im Liquor (Liquor cerebrospinalis), in der Synovialflüssigkeit (Synovia-Analyse) und im Aszites vor. Im Plasma wirkt Fibronectin vor allem als Opsonin und erlaubt die Clearance von Bakterien, Fibrinaggregaten, Gewebedebris etc. Erhöhte Plasmakonzentrationen von Fibronectin werden bei akuter, chronisch-aktiver und chronisch-persistierender Hepatitis, bei verschiedenen Tumoren und bei Hyperthyreose gefunden. Erniedrigte Konzentrationen treten bei Schockzuständen, Sepsis, disseminierter intravaskulärer Gerinnung, dekompensierter Leberzirrhose, akutem Leberversagen, posttraumatisch und postoperativ, aber auch bei Malnutrition auf. Die geringen bis mäßigen Konzentrationsänderungen bei diesen Erkrankungen schränken die diagnostische Wertigkeit der Fibronectinbestimmung stark ein. Bei der Sepsis stellt eine ausgeprägte Erniedrigung der Fibronectinkonzentration, als Ausdruck der RES-Insuffizienz, einen negativen prognostischen Faktor dar. Beim Aszites erlaubt Fibronectin die Unterscheidung zwischen malignen und nicht malignen Grunderkrankungen recht zuverlässig.
Literatur
George EL, George-Labouesse EN, Patel-King RS et al (1993) Defects in mesoderm, neural tube and vascular development in mouse embryos lacking fibronectin. Development 119:1079–1091PubMed
Gressner AM, Wallraff P (1980) Der Einsatz der Lasernephelometrie zur Bestimmung und rechnerunterstützten Auswertung der Fibronectinkonzentration in verschiedenen Körperflüssigkeiten. J Clin Chem Clin Biochem 18:797–805PubMed