Fibronectine bilden eine Gruppe von nahe verwandten
Glykoproteinen, die aus einem Gen durch alternatives Spleißen entstehen. Fibronectine sind wichtige Bestandteile der Extrazellulärmatrix und an der Kontrolle der Zelladhäsion, Zellausbreitung, Zellwanderung und Zytoskelettorganisation beteiligt. In der Embryogenese kommt ihnen eine entscheidende Bedeutung zu. Dementsprechend ist ein homozygoter Fibronectindefekt bereits in der frühen Embryonalentwicklung letal. Der Phänotyp der Fibronectin-defizienten Mäuseembryonen ist durch Defekte der Mesoderm- und Neuralrohrentwicklung und schwere Herz- und Gefäßdefekte gekennzeichnet. Auch im adulten Organismus weist Fibronectin ein breites Expressionsspektrum auf und ist an wichtigen physiologischen und pathologischen Prozessen, wie Tumorinvasion, Blutgerinnung, Wundheilung und
Fibrose, beteiligt.
Fibronectine sind große
Glykoproteine (440 kDa) und bestehen aus 2 fast identischen
Untereinheiten, die durch Disulfidbrücken verknüpft sind. Fibronectine besitzen eine Domänenstruktur. Diese Domänen, die z. T. repetitiv auftreten, binden spezifisch an verschiedene
Liganden, wie
Kollagene,
Fibrinogen/
Fibrin, Heparansulfat oder über sogenannte RGD-(Arg-Gly-Asp-)Sequenzen an
Integrine auf der Zelloberfläche. Diese niedrig-affine Bindung an die Integrine ermöglicht die Zelladhäsion an die Extrazellulärmatrix, aber auch die Zellmotilität.
Plasmafibronectin ist eine Fibronectinisoform, die überwiegend von Endothelzellen und Hepatozyten gebildet wird. Die Konzentration im
Plasma beträgt 200–380 mg/L, und die
Halbwertszeit liegt bei 25 Stunden. Die Messung kann über Nephelometrie, Tubidimetrie und verschiedene Immunoassays erfolgen. Plasmafibronectin kommt auch im Liquor (
Liquor cerebrospinalis), in der Synovialflüssigkeit (
Synovia-Analyse) und im
Aszites vor. Im Plasma wirkt Fibronectin vor allem als Opsonin und erlaubt die Clearance von
Bakterien, Fibrinaggregaten, Gewebedebris etc. Erhöhte Plasmakonzentrationen von Fibronectin werden bei akuter, chronisch-aktiver und chronisch-persistierender Hepatitis, bei verschiedenen Tumoren und bei
Hyperthyreose gefunden. Erniedrigte Konzentrationen treten bei Schockzuständen,
Sepsis, disseminierter intravaskulärer Gerinnung, dekompensierter
Leberzirrhose, akutem Leberversagen, posttraumatisch und postoperativ, aber auch bei Malnutrition auf. Die geringen bis mäßigen Konzentrationsänderungen bei diesen Erkrankungen schränken die diagnostische Wertigkeit der Fibronectinbestimmung stark ein. Bei der Sepsis stellt eine ausgeprägte Erniedrigung der Fibronectinkonzentration, als Ausdruck der RES-Insuffizienz, einen negativen prognostischen Faktor dar. Beim Aszites erlaubt Fibronectin die Unterscheidung zwischen malignen und nicht malignen Grunderkrankungen recht zuverlässig.