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Gestagene

Verfasst von: M. Bidlingmaier
Gestagene
Synonym(e)
Gelbkörperhormone
Englischer Begriff
progestogens; gestagens
Definition
Oberbegriff für eine Gruppe von Steroiden, die dem Gelbkörperhormon Progesteron verwandt sind und die sekretorische Transformation des Endometriums bewirken. Chemisch gesehen handelt es sich um C21-Steroide, deren Struktur sich vom Pregnan ableitet.
Beschreibung
Die wichtigsten endogenen Gestagene bei der Frau sind Progesteron, Pregnandiol und Pregnenolon. Daneben haben die synthetischen Analoga der Gestagene – auch Progestine genannt – pharmakologisch große Bedeutung. Sie sind Bestandteil vieler Kontrazeptiva.
Die physiologische Bildung von Progesteron erfolgt im Verlauf des Zyklus zunächst unter dem Einfluss steigender Konzentrationen des luteinisierenden Hormons (s. Luteinisierendes Hormon) in den Granulosazellen, nach dem Eisprung dann im Corpus luteum. Maximale Konzentrationen werden ca. 1 Woche nach der Ovulation erreicht. Auf hypothalamischer und hypophysärer Ebene inhibiert das Progesteron die Ausschüttung von follikelstimulierendem Hormon (FSH; Follikelstimulierendes Hormon), wodurch die weitere Reifung von Follikeln im Ovar unterbleibt. Dieser Effekt ist auch für die kontrazeptive Wirkung bedeutsam.
Die hohen Progesteronkonzentrationen bereiten die Gebärmutterschleimhaut auf die Nidation vor. Bei Ausbleiben einer Befruchtung bzw. Schwangerschaft fallen die Progesteronkonzentrationen mit Rückbildung des Corpus luteum wieder ab, die proliferierte Gebärmutterschleimhaut kann nicht erhalten werden, es kommt zur Blutung. Ist die Schwangerschaft eingetreten, haben die unter dem Einfluss steigender Konzentrationen von Choriongonadotropin (Choriongonadotropin, humanes) vom Corpus luteum gebildeten Gestagene eine Reihe „schwangerschaftsunterstützender“ Funktionen, u. a. ist die Veränderung der Viskosität des Zervixschleims ein Gestageneffekt.
Diagnostisch werden Gestagene im Gestagentest eingesetzt, bei dem eine durch Gabe synthetischer Analoga induzierbare Blutung für das Vorhandensein eines östrogenstimulierten, unter Einfluss des Gestagens transformierter Endometriums spricht.
Literatur
Gellersen B, Brosens JJ (2014) Cyclic decidualization of the human endometrium in reproductive health and failure. Endocr Rev 35(6):851–905CrossRefPubMed