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Gonadotropin-Releasing-Hormon

Verfasst von: M. Bidlingmaier
Gonadotropin-Releasing-Hormon
Synonym(e)
Follikelstimulierendes-Hormon-Releasing-Hormon; FSH-RH; GnRH; Gonadoliberin; Gonadorelin; LH-RH; Luteinisierendes-Hormon-Releasing-Hormon
Englischer Begriff
gonadotropin-releasing hormone (GnRH); gonadoliberin
Definition
Hypothalamisches Neuropeptid, das an der Hypophyse die Ausschüttung von Gonadotropinen (Luteinisierendes Hormon, LH; Follikelstimulierendes Hormon, FH) stimuliert.
Struktur
Peptid, 10 Aminosäuren.
Molmasse
1182 Da.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
GnRH ist ein Neuropeptid, das im Hypothalamus synthetisiert und pulsatil in das Pfortadersystem der Hypophyse sezerniert wird. Bei allen Säugern kommt Kisspeptin-Neuronen im Nucleus arcuatus eine Schlüsselrolle bei der Generation der Pulse zu. An der Adenohypophyse stimuliert GnRH über den G-Protein-gekoppelten Gonadotropin-Releasing-Hormone-Rezeptor die Synthese und Sekretion von LH und FSH. Diese wiederum regulieren in den Gonaden die Produktion der Sexualsteroide bzw. die Follikelreifung und Spermatogenese. Damit steuert die GnRH-Sekretion zentral die Funktion der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse. GnRH wird rasch degradiert und primär renal eliminiert.
Halbwertszeit
Weniger als 10 Minuten.
Pathophysiologie
Die normale pulsatile Sekretion von GnRH ist entscheidende Voraussetzung für eine normale Pubertät und später für die normale Fertilität. Mutationen in Rezeptoren oder deren Liganden, die in die Regulation der pulsatilen GnRH-Sekretion oder aber der GnRH-Wirkung an der Hypophyse eingebunden sind, sind Ursache von Erkrankungen mit gestörter Fertilität (z. B. hypogonadotroper Hypogonadismus und Kallmann-Syndrome). Während eine pulsatile Gabe von GnRH die Gonadotropinsekretion steigert, kommt es bei tonischer Gabe zu einer Herabregulierung der GnRH-Rezeptoren mit Inhibition der Hypophysen-Gonaden-Achse. Klinisch werden verschiedene synthetische GnRH-Agonisten und -Antagonisten in der Pädiatrie in der Behandlung der Pubertas praecox, in der Reproduktionsmedizin bei der assistierten Reproduktion sowie in der Behandlung einiger bei hormonsensitiver Tumoren eingesetzt.
Analytik
Experimentell wurden Messungen mit Immunoassays durchgeführt.
Konventionelle Einheit
pg/mL.
Diagnostische Wertigkeit
Die Messung von GnRH spielt diagnostisch keine Rolle, im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen wurde sie in experimentellen Modellen im Pfortadersystem durchgeführt. Diagnostische Relevanz besitzt hingegen der Einsatz von synthetischem GnRH im GnRH-Test.
Literatur
Herbison AE (2016) Control of puberty onset and fertility by gonadotropin-releasing hormone neurons. Nat Rev Endocrinol 12(8):452–466CrossRefPubMed
Noel SD, Kaiser UB (2011) G protein-coupled receptors involved in GnRH regulation: molecular insights from human disease. Mol Cell Endocrinol 346(1–2):91–101CrossRefPubMedPubMedCentral
Wang R, Lin S, Wang Y, Qian W, Zhou L (2017) Comparisons of GnRH antagonist protocol versus GnRH agonist long protocol in patients with normal ovarian reserve: a systematic review and meta-analysis. PLoS One 12(4):e0175985. https://​doi.​org/​10.​1371/​journal.​pone.​0175985. eCollection 2017CrossRefPubMedPubMedCentral