Der Hämatokrit beschreibt den Volumenanteil der Erythrozyten am Gesamtblutvolumen. Veränderungen erfolgen gleichsinnig mit Änderungen der Hämoglobin-Konzentration. Veränderungen können bedingt sein durch Zu- oder Abnahme des Erythrozytenvolumenanteils oder durch Erhöhungen oder Verminderungen ihres Verteilvolumens (intraversaler Flüssigkeitsraum).
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
EDTA-Blut, Heparinblut.
Probenstabilität
Bei Raumtemperatur bis 24 Stunden stabil.
Analytik
Zentrifugationsmethode mit einer Mikrohämatokritzentrifuge, geregelt in der DIN 58 933 Teil I. Es wird eine mit Blut gefüllte heparinisierte Kapillare bei 10.000 × g zentrifugiert. Das Sediment wird dabei von den Erythrozyten gebildet. Dieser Anteil wird in das Verhältnis zur Gesamtblutmenge gesetzt.
Ermittelt aus den in Analysensystemen direkt gemessenen Kenngrößen Erythrozytenzahl und MCV mit der Formel Hämatokrit = Erythrozytenzahl (T/L) × MCV (fL) / 10.
Konventionelle Einheit
%.
Internationale Einheit
L/L.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
:100.
Referenzbereich – Frauen
0,37–0,43 L/L (37–43 %).
Referenzbereich – Männer
0,40–0,48 L/L (40–48 %).
Referenzbereich – Kinder
Der Referenzbereich ist bei Kindern stark altersabhängig, wobei Säuglinge und Kleinkinder höhere Werte haben:
Alter
Mittelwert (L/L)
2 s-Bereich (L/L)
Neugeborene
0,59
0,51–0,65
1 Monat
0,50
0,42–0,56
3 Monate
0,45
0,39–0,52
1 Jahr
0,42
0,37–0,49
4 Jahre
0,40
0,30–0,51
8 Jahre
0,41
0,36–0,46
Indikation
Diagnostik und Differenzialdiagnostik der Anämien, Polyglobulien, Polyzythämien sowie bei Zuständen mit Hämodilution oder Hämokonzentration
Berechnung der Erythrozytenindices MCV und MCHC
Interpretation
Erniedrigter Hämatokrit bei Anämien, Hyperhydratation (z. B. Gravidität)
Erhöhter Hämatokrit bei Polyglobulie kardialer oder pulmonaler Genese, Polycythaemia vera, Dehydratationszustände
Diagnostische Wertigkeit
Der Hämatokrit ist eine einfache und zuverlässige Methode zur Bestimmung des Erythrozytenanteils an der Gesamtblutmenge und somit indirekt des Hämoglobingehaltes des Bluts.
Literatur
Stobbe H (1991) Hämatokritwert. In: Boll I, Heller S (Hrsg) Praktische Blutzelldiagnostik. Springer, Berlin/Heidelberg/New York, S 56–62