Die verschiedenen Hanta-Virustypen gehören zum Genus Hanta-Virus (Familie Bunyaviridae mit über 200 Arten). Das Viruspartikel ist 80–110 nm groß und enthält eine einzelsträngige RNA, assoziiert mit einem Nukleokapsid, das von einer Hülle aus 2 Glykoproteinen (G1, G2) umgeben ist. In den USA und in Südamerika kommen die Virustypen Sin-Nombre und Andes vor, in Asien Hantaan und Seoul und in Europa Puumala, Tula und Dobrava.
Erkrankungen
Hanta-Viren sind die Erreger des pulmonaren Hantavirus-Syndroms (als interstitielle Pneumonie vorwiegend in Amerika) und des hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom (akute Niereninsuffizienz). Auf dem Balkan kommt eine moderate Verlaufsform vor, die Nephropathia epidemica. Die Viren werden über die Ausscheidungen von infizierten Nagetieren (vorwiegend Mäuse) aerogen durch Staub oder Aerosole auf den Menschen übertragen. Nach einer Inkubationszeit von 2–5 Wochen beginnt die Krankheit mit hohem Fieber und grippeähnlichen Allgemeinsymptomen (Kopfschmerz, Myalgie). Es folgen starke Schmerzen im Lenden- und im Abdominalbereich. Die dritte Phase ist gekennzeichnet durch eine Einschränkung der Nierenfunktion bis zum akuten Nierenversagen. Die Behandlung erfolgt symptomatisch, zur Prävention vermeidet man den Kontakt mit Nagetieren.
Analytik
Direktnachweis: In der akuten Phase der Erkrankung ist der direkte Erregernachweis mittels PCR (Polymerase-Kettenreaktion) aus Blut oder Biopsiematerial möglich, jedoch nicht bei jedem Patienten erfolgreich.
Kultur: Die Virusanzucht gelingt in der Regel nicht.
Serologie: Bestimmung Hanta-spezifischer Antikörper der Klassen IgG und IgM durch indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte), Enzymimmunoassay oder Immunblot-Techniken. Der Virusneutralisationstest (s. Neutralisationstest) bleibt aufgrund der Sicherheitseinstufung der Hanta-Viren Speziallaboratorien vorbehalten.
Untersuchungsmaterial – Probenstabilität
Direktnachweis und Kultur: Untersucht werden Blut und Biopsien. Das Material sollte bis zur Weiterverarbeitung bei +4 bis +8 °C aufbewahrt werden. Direktnachweise sind innerhalb von 24 Stunden durchzuführen, Kulturen innerhalb von 6 Stunden anzulegen. Bei längerer Transportzeit ist das Material einzufrieren.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Virusnachweis aus dem Urin oder Blut mittels PCR oder Virusanzucht während der akuten Krankheitsphase, die relativ kurze Virämie begrenzt jedoch die Erfolgsaussicht. Mit Beginn der klinischen Symptome sind in der Regel spezifische Antikörper nachweisbar. Liegen sowohl spezifische IgM als auch IgG vor oder wird ein signifikanter IgG-Titeranstieg in einem Serumpaar festgestellt, gilt die Diagnose als sicher. Aufgrund der vielfältigen und unspezifischen Symptomatik sind andere bakterielle oder virale Erkrankungen mit Nierenbeteiligung sowie akute Nierenerkrankungen abzugrenzen. Bei Hämorrhagien kommen auch andere virale hämorrhagische Fieber in Betracht.
Positive Ergebnisse sind meldepflichtig.
Literatur
Jacob J, Koch J, Krüger DH, Schmidt-Chanasit J, Ulrich RG (2008) Informationen zur Vermeidung von Hanta-Virus-Infektionen. Robert-Koch-Institut, Berlin