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Histamin

Verfasst von: H. Renz und B. Gierten
Histamin
Englischer Begriff
histamine
Definition
Biogenes Amin.
Struktur
2-(4-Imidazol)Ethylamin, C5H9N3.
Molmasse
111,15 g.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Histamin entsteht nach Decarboxylierung der Aminosäure Histidin vorwiegend in Mastzellen/Basophilen und histaminergen Neuronen. Weitaus geringere Mengen werden von Monozyten, Lymphozyten und Thrombozyten synthetisiert. Der Abbau erfolgt über die Histamin-Methyltransferase, die besonders in Kolonschleimhaut, Leber, Milz und Lunge vorkommt, und die Diaminoxidase, ein ubiquitär exprimiertes Enzym.
Halbwertszeit
<1 Stunde.
Funktion – Pathophysiologie
Über die physiologischen Aufgaben von Histamin ist bisher wenig bekannt. Durch pharmakologische Blockierung der spezifischen Rezeptoren wurden viele Funktionen des Histamins gefunden:
  • Kontraktion der glatten Muskulatur in Darm, Uterus, Bronchien und Gefäßen
  • Juckreiz
  • Über H1-Rezeptoren: Adrenalinausschüttung in der Nebennierenrinde; kardial: verstärkte Depolarisation am Sinusknoten, negativ inotrop; immunmodulatorisch: proinflammatorische Effekte, NO-Freisetzung aus Gefäßendothel
  • Über H2-Rezeptoren: Vasodilatation, Stimulation der Magensaftsekretion; antiinflammatorisch: Aktivierung von Suppressor-T-Zellen (auch H1), Reduktion der Antikörpersekretion von Plasmazellen
  • Über H3-Rezeptoren: Autoregulation der Transmitterfreisetzung von Histamin
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum, Plasma (Heparin-, EDTA-), Urin. Stoffwechselprodukte von Histamin akkumulieren im Urin über einen längeren Zeitraum und weisen höhere Stabilität auf als Histamin.
Probenstabilität
Vollblutproben sollten sofort nach Entnahme zentrifugiert und das Serum/Plasma analysiert werden. Eine längere Lagerung ist nur bei −20 °C möglich.
Präanalytik
Vermeiden von fermentierten Nahrungsmitteln (wie z. B. Käse, Wein oder Sauerkraut), da durch bakterielle Decarboxylasen große Mengen Histamin in vitro gebildet werden können. Ebenso zu meiden sind bestimmte Fischarten (Makrelen), die u. U. hohe Histaminkonzentrationen enthalten können.
Analytik
Konventionelle Einheit
μg/dL.
Internationale Einheit
nmol/L.
Referenzbereich – Erwachsene
Serum: <9.
Urin: 17–68 μg/24 Std.
Referenzbereich – Kinder
s. Erwachsene.
Indikation
Diagnose einer möglichen Mastozytose oder Mastzelldegranulation im Rahmen einer allergischen Reaktion.
Diagnostische Wertigkeit
Im Gegensatz zur systemischen Mastozytose gehen Mastzelldegranulation/Basophilendegranulation, in der Regel über H1-Rezeptoren vermittelt, im Rahmen einer allergischen Reaktion mit erhöhten Serumhistaminspiegeln einher, die allerdings bereits nach 1 Stunde wieder abfallen. Durch Bestimmung des Tryptaseserumspiegels können solche Reaktionen besser erfasst werden, da die Halbwertszeit von Tryptase deutlich über der von Histamin liegt.
Erhöhte Serumwerte von Histamin können bei systemischer Mastozytose, chronischen myeloproliferativen Erkrankungen und Polyzythaemia vera nachweisbar sein. Auch einige Formen von enterochromaffinen oder Karzinoidtumoren (besonders mit gastralem Ursprung) können exzessiver Mengen an Histamin produzieren.
Literatur
McGlashan D (2003) Histamine: a mediator of inflammation. J Allergy Clin Immunol 112:S53–S59CrossRef