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Immunglobulin G im Urin

Verfasst von: W. G. Guder
Synonym(e)
IgG im Urin
Englischer Begriff
immunoglobulin G in urine
Definition
Struktur
Molmasse
Funktion – Pathophysiologie
IgG wird durch glomeruläre Filtration, aber auch durch fehlende tubuläre Resorption, Sekretion und postrenale Blutung in den Urin ausgeschieden. Daher ist seine Gegenwart im Urin nur im Zusammenhang mit anderen Leitproteinen der verschiedenen Formen der Proteinurie zu sehen. Bei einer prärenalen Form werden neben IgG isoliert Leichtketten ausgeschieden. Die glomeruläre Form ist durch ihr Verhältnis zu Albumin charakterisiert. Tubuläre Formen sind durch die gleichzeitige Erhöhung eines Mikroproteins (z. B. α1-Mikroglobulin im Urin) charakterisiert. Postrenale Formen fallen durch ein plasmaähnliches Verhältnis zu größeren Proteinen sowie die oft gleichzeitig vorhandene Hämaturie auf.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
IgG kann im Spontanurin (Mittelstrahlurin) am Vormittag (sog. zweiter Morgenurin) gemessen werden, wenn seine Konzentration auf Kreatinin bezogen wird.
Probenstabilität
Raumtemperatur 1 Woche, 4–8 °C 1 Monat. Im eingefrorenen Zustand besteht die Gefahr der Ausfällung, die sich beim Wiederauftauen nicht mehr löst.
Analytik
Messung durch Immunturbidimetrie oder Nephelometrie.
Konventionelle Einheit
mg/g Kreatinin.
Internationale Einheit
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
Bei Angabe pro L = 1, bei Angabe pro Kreatinin × 0,11 = internationale Einheit.
Referenzbereich – Erwachsene
<6 mg/L, <10 mg/g Kreatinin.
Referenzbereich – Kinder
Ab dem 2. Lebensjahr <6 mg/L, <10 mg/g Kreatinin.
Indikation
Aussage über die Selektivität einer glomerulären Proteinurie und damit über die prognostische Wertigkeit einer Albuminurie.
Im Rahmen der Urinproteindifferenzierung bei der Unterscheidung prärenaler, glomerulärer, tubulärer und postrenaler Proteinurien.
Im Rahmen einer Überwachung von Nierentransplantationen.
Interpretation
Eine Erhöhung von IgG im Urin kann im Rahmen einer Quantifizierung von Gesamtprotein, Albumin, α1-Mikroglobulin und ggf. α2-Makroglobulin interpretiert werden; Proteinuriediagnostik.
Diagnostische Wertigkeit
Im Rahmen der Proteinuriediagnostik hat IgG eine gewisse Rolle bei der Charakterisierung der Selektivität der glomerulären Proteinurie, wenn prärenale, postrenale und tubuläre Ursachen ausgeschlossen werden. Für die Differenzierung ist es nicht essenziell.
Literatur
Boesken WH, Guder WG (2008) Niere, Blutdruck, Elektrolyte. In: Guder WG, Nolte J (Hrsg) Das Laborbuch für Klinik und Praxis, 2. Aufl. Elsevier/Urban und Fischer, München, S 147–170
Hofmann W, Guder WG (1989a) A diagnostic programme for quantitative analysis of proteinuria. J Clin Chem Clin Biochem 27:589–600PubMed
Hofmann W, Guder WG (1989b) Präanalytische und analytische Faktoren bei der Bestimmung von IgG, Albumin, a1-Mikroglobulin und retinol bindendem Protein im Urin mit dem Behring Nephelometer System (BNS). Lab Med 13:470–478
Hofmann W, Ehrich JHH, Guer WG, Keller F, Scherberich J. Niere und ableitende Harnwege. In: Hofmann W, Aufenanger J, Hoffmann G. Klinikhandbuch Labordiagnostische Pfade 2. Aufl. 2014, S 130–49