Bei der im Jahr 1935 erstmals am Menschen durchgeführten Inulin-Clearance wurde Inulin als Einzelinjektion oder Infusion in den Kreislauf gebracht und durch Messung nach definierter Zeit im Plasma die Abnahme der Inulinkonzentration gemessen und daraus die Clearance berechnet. Alternativ wurde eine Methode eingeführt, bei der die Ausscheidungsrate in drei genau definierten Sammelperioden gemessen wurde.
Eine Dosis von 25 mL einer 10 %igen Lösung von Inulin wird intravenös injiziert, gefolgt von einer Infusion von 500 mL 1,5 %iger Lösung in physiologischer Kochsalzlösung. Die Infusion wird mit 4 mL/min fortgesetzt. Nach Leerung der Blase 30 Minuten nach Injektion werden drei 20-Minuten-Sammelperioden angeschlossen. In allen drei Urinen wird Inulin gemessen und die Clearance aus dem Mittelwert berechnet.
In Folge wurden Verfahren mit radioaktiv markiertem Inulin verwendet, um als Marker der nuklearmedizinischen Clearance zu dienen.
Analytik
Photometrisch chemisch oder durch Messung des verwendeten Isotops.
Konventionelle Einheit
mL/min.
Internationale Einheit
mL/s (nicht eingeführt).
Referenzbereich – Frauen
84–150 mL/min.
Referenzbereich – Männer
68–152 mL/min.
Referenzbereich – Kinder
Nicht angewendet.
Diagnostische Wertigkeit
Diese Verfahren blieben mit Einführung der endogenen Kreatinin-Clearance und Cystatin C auf wissenschaftliche Fragestellungen und als Goldstandard auf wenige Kliniken beschränkt und werden seit den 1960er-Jahren nicht mehr durchgeführt. Auch das als Alternative beschriebene Verfahren mit Iohexol hat sich wegen der Verwendung exogener Stoffe zur Injektion nicht allgemein durchsetzen können. In der nuklearmedizinischen Bestimmung der glomerulären Clearance haben andere Marker wie 99Tc-DTPA oder 51Cr-EDTA Eingang gefunden.
Literatur
Schmidt HAE (1966) Die Bestimmung des Glomerulumfiltrats mit nuklearmedizinischer Technik. Klin Wochenschr 44:625–628CrossRefPubMed
Tsinalis D, Thiel GT (2009) An easy to calculate equation to estimate GFR based on inulin clearance. Nephrol Dial Transplant 24:3055–3061CrossRefPubMed