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Ketamin

Verfasst von: T. Arndt
Ketamin
Synonym(e)
K; synthetisches Kokain; Ketanest
Englischer Begriff
ketamine
Definition
Schwach basische, dem Phencyclidin strukturell und pharmakologisch ähnliche Aminoverbindung, die als Anästhetikum eingesetzt wird. Aufgrund der halluzinogenen Nebenwirkungen wird Ketamin als Droge konsumiert.
Struktur
Molmasse
237,75 g.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Applikation als schnellwirkendes Mittel für Kurznarkosen gewöhnlich intravenös, als Droge oral (Pulver, Tabletten, oft in Kombination mit anderen Drogen wie z. B. Amphetaminen). Ketamin wirkt über die spezifischen N-Methyl-D-Aspartat-(NMDA-)Rezeptoren. Abbau zu mindestens 2 pharmakologisch wirksamen Metaboliten, durch N-Demethylierung zu Norketamin(N-Desmethylketamin) und dieses weiter durch Dehydrierung zu Dehydronorketamin. Ausscheidung hauptsächlich über die Niere, als Ketamin (2,3 %), Norketamin (1,6 %), Dehydronorketamin (16,2 %) und konjugierte hydroxylierte Metabolite in 72 Stunden. Möglicherweise ist Dehydronorketamin ein Artefakt aus der Behandlung der Probe während der Analyse (Baselt 2014).
Halbwertszeit
1–3 (–4) Stunden (Schulz et al. 2012).
Funktion – Pathophysiologie
Ketaminnebenwirkungen sind Halluzinationen, Delirium, irrationales Verhalten, verschwommenes Sehen, Übelkeit, Erbrechen, Atemstimulation oder -depression, Tachykardie, Hypertonus, Arrhythmien.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum, Urin, Mageninhalt.
Probenstabilität
Keine Angaben zu Instabilität unter Raumtemperatur.
Präanalytik
Wie für Bestimmungen im Rahmen vom Drogenscreening üblich, Urinabgabe unter Sichtkontrolle.
Analytik.
Analyse mit Gaschromatographie, Gaschromatographie-Massenspektrometrie (Massenspektrometrie) oder Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie.
Konventionelle Einheit
Bei Drogenuntersuchungen nur qualitativer bzw. halbquantitativer Nachweis.
Internationale Einheit
mg/L.
Referenzbereich – Erwachsene
Nicht nachweisbar.
Referenzbereich – Kinder
Nicht nachweisbar.
Indikation
Nachweis eines missbräuchlichen Ketaminkonsums/einer Ketaminintoxikation; eine Überwachung der Ketaminmedikation bei der Kurznarkose durch Bestimmung von Serum- oder Plasmakonzentration erfolgt gewöhnlich nicht.
Interpretation
Therapeutische Konzentration 1–6 mg/L, toxisch ab 7 mg/L, komatös-letal 3,8 bzw. 6,9 mg/L (Fallbericht) (alle Angaben aus Schulz et al. 2012).
In der Notfallmedizin wird Ketamin in Kombination mit Benzodiazepinen verabreicht, um halluzinogene Aufwachreaktionen zu vermeiden.
Diese werden jedoch gerade von den Drogenkonsumenten angestrebt. Eine Potenzierung ist durch die häufige Kombination mit anderen Drogen (Amphetamine, LSD) zu erreichen. Die Symptomatik des intoxikierten Patienten kann deshalb sehr variabel sein. Wiederholt wurde über Todesfälle berichtet. Ketamin ist kein regulärer Bestandteil von z. B. verkehrs- und arbeitsmedizinischen Drogenuntersuchungen (Drogenscreening). In letzter Zeit wurde eine Zunahme des Ketaminmissbrauchs beobachtet, sodass bei unklarer Sachlage auch eine Ketaminintoxikation zu erwägen ist.
Literatur
Baselt RC (2014) Disposition of toxic drugs and chemicals in man, 10. Aufl. Biomedical Publications, Seal Beach
Forth W, Henschler D, Rummel W et al (2001) Pharmakologie und Toxikologie. Urban und Fischer, München
Schulz M, Iwersen-Bergmann S, Andresen H, Schmoldt A (2012) Therapeutic and toxic blood concentrations of nearly 1000 drugs and other xenobiotics. Crit Care 16:R136CrossRefPubMedPubMedCentral