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Klinische Chemie

Verfasst von: A. M. Gressner und O. A. Gressner
Klinische Chemie
Synonym(e)
Klinische Biochemie, medizinische Chemie
Englischer Begriff
clinical chemistry
Definition
Klinische Chemie umfasst die Erforschung chemischer Aspekte des menschlichen Lebens in Gesundheit und Krankheit und die Anwendung chemischer, physikalischer und molekularbiologischer analytischer Methoden zur Prädispositionserkennung, Diagnostik, Therapiekontrolle und Prävention von Krankheiten.
Beschreibung
Der Begriff „Klinische Chemie“ wurde von Johann Joseph von Scherer (Scherer, Johann Joseph von) um 1840 geprägt und eingeführt. Zu den Begründern der Klinischen Chemie gehören neben Scherer in Würzburg Johann Franz Simon (Simon, Johann Franz), der als „chemischer Assistent“ das Labor der Klinik von Johann Lucas Schönlein (1793–1864) an der Charité in Berlin leitete, und Johann Florian Heller (Heller, Johann Florian), der dem chemischen Laboratorium am Allgemeinen Krankenhaus in Wien vorstand.
Die Aufgabengebiete der Klinischen Chemie betreffen die Krankenversorgung, die klinisch-chemische (pathobiochemische) Forschung sowie die Lehre.
  • Krankenversorgung: Dieses Aufgabenfeld umfasst den qualitativen Nachweis und die quantitative Bestimmung von klinisch-chemischen Kenngrößen, die den Zustand von Körpersubstanzen und deren Stoffwechsel am Gesunden wie am Kranken beschreiben. Eine klinisch-chemische Kenngröße (Parameter) als Resultat einer quantitativen Analyse gibt den normalen oder veränderten Gehalt eines Bestandteils einer Körperflüssigkeit oder eines Gewebes an. Ein besonderes Gewicht im Aufgabenfeld der Klinischen Chemie kommt der Erstellung des klinisch-chemischen Befundes zu. Er ist das Ergebnis einer auf den einzelnen Patienten bezogenen klinisch-chemischen Untersuchung und einer abwägenden wissenschaftlichen Wertung einer klinisch-chemischen Kenngröße. Letztere stützt sich auf die analytische und medizinische Beurteilung der Untersuchungsergebnisse.
  • Klinisch-chemische Forschung: Durch die Stellung der Klinischen Chemie zwischen den theoretischen Fächern der Medizin einerseits und der Klinik andererseits ergeben sich im Forschungssektor vielfältige Überschneidungen und Berührungspunkte mit benachbarten Fachdisziplinen. Die Grundlagenforschung der Klinischen Chemie geht im Wesentlichen von der Frage nach den den Erkrankungen zugrunde liegenden pathobiochemischen Veränderungen aus, welche die Auswahl klinisch-chemischer Kenngrößen zur Krankheitserkennung ermöglichen. Diese pathobiochemisch orientierten Projekte sind neben Untersuchungen am Material kranker Menschen in besonderer Weise auf Modellversuche, vor allem auf Tierexperimente, angewiesen. Die pathobiochemische Fragestellung umfasst die ganze Breite der biologischen Funktionen und der sie tragenden Strukturen.
  • Lehre: Sie umfasst die Aus-, Weiter- und Fortbildung in Ausbildung stehender und bereits ausgebildeter Ärzte und Naturwissenschaftler auf dem speziellen Gebiet der Klinischen Chemie und Laboratoriumsmedizin ebenso wie in benachbarten Fachdisziplinen. Darüber hinaus schließt die klinisch-chemische Lehre auch den Personenkreis Medizinisch-Technischer Laboratoriumsassistenten, Chemisch-Technischer Assistenten, Chemielaboranten und Chemotechniker ein. Die Ausbildung der Medizinstudenten im Fach Klinische Chemie erfolgt nach der jeweils gültigen Approbationsordnung studienbegleitend mit Vorlesungen, Seminaren und Praktika.
Literatur
Büttner J (1985) Die Entwicklung der Klinischen Chemie im Spannungsfeld zwischen Medizin und Chemie. J Clin Chem Clin Biochem 23:797–804PubMed