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Kreatinin-Clearance

Verfasst von: W. G. Guder
Kreatinin-Clearance
Synonym(e)
Endogene Kreatinin-Clearance
Englischer Begriff
creatinine clearance
Definition
Die Kreatinin-Clearance beschreibt die Rate der renalen Clearance (glomerulären Filtration und tubuläre Sekretion) des endogenen Moleküls Kreatinin. Sie umfasst bei richtiger Messung zu ca. 80 % die glomeruläre Filtration und zu 20 % die tubuläre Sekretion.
Funktion – Pathophysiologie
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Je nach angewandter Methode Plasma/Serum allein mit Berechnung der Clearance oder zeitlich definierter Sammelurin mit einer Plasma-/Serumprobe am Ende der Sammelperiode. Die höchste Sicherheit gibt der 24-Stunden-Sammelurin.
Probenstabilität
Präanalytik
Analytik
Aus den Messwerten im Plasma/Serum und Sammelurin wird die Clearance berechnet nach der Formel:
$$ \mathrm{Clearance}\ \left[\mathrm{mL}/\min \right]=\frac{{\mathrm{C}}_{\mathrm{U}}\times {\mathrm{V}}_{\mathrm{U}}}{{\mathrm{C}}_{\mathrm{P}}\times {\mathrm{SZ}}_{\mathrm{min}}} $$
Dabei ist CU die Konzentration, VU das Volumen des Sammelurins (mL), CP die Konzentration im Plasma/Serum und SZmin die Sammelzeit (min).
Von Cockroft und Gault (Cockroft-Gault-Formel) wurde die Gleichung eingeführt, welche die Abschätzung der Clearance allein aus dem Serum-/Plasmawert (Cp) erlaubt und dabei neben Geschlechtsunterschieden die Muskelmasse über das Körpergewicht (KG) berücksichtigt:
$$ \mathrm{Clearance}\ \left[\mathrm{mL}/\min \right]=\frac{\left(140-\mathrm{Alter}\ \left[\mathrm{Jahre}\right]\right)\times \mathrm{KG}\ \left[\mathrm{kg}\right]}{{\mathrm{C}}_{\mathrm{P}}\times 72} $$
Bei Frauen wird das Ergebnis mit 0,85 multipliziert unter der Annahme der geringeren Muskelmasse am Körpergewicht.
Bei Kindern wurde von Schwartz die Körperoberfläche und die Länge als Maß für die Muskelmasse eingeführt und damit die Clearance auf eine Normaloberfläche eines Erwachsenen bezogen (1,73 m2):
$$ \mathrm{Clearance}\ \left[\mathrm{mL}/\min /1,73\ {\mathrm{m}}^2\right]=\frac{0,55\times \mathrm{K}\ddot{\mathrm{o}}\mathrm{rperl}\ddot{\mathrm{a}}\mathrm{nge}\ \left[\mathrm{cm}\right]}{{\mathrm{C}}_{\mathrm{P}}} $$
Bei Neugeborenen und Säuglingen im ersten Lebensjahr wird der Faktor 0,43 statt 0,55 eingesetzt.
Im Jahr 2000 wurde von der MDRD („modification of diet in renal disease“) Study Group eine Formel erarbeitet, die ähnlich neben dem Alter Geschlechtsunterschiede berücksichtigt. Nach Anwendung einer referenzmethodenbasierten Kreatininbestimmung wurde die Formel ab 2006 korrigiert und der Faktor für Männer auf 175, für Frauen auf 130 reduziert. Für Menschen mit schwarzer Hautfarbe wurde der größeren Muskelmasse wegen ein höherer Faktor (212) empfohlen.
$$ \mathrm{Clearance}\ \left[\mathrm{mL}/\min \right]=\left(\begin{array}{c}\mathrm{Mann}:175\\ {}\mathrm{Frau}:130\end{array}\right)\times {\mathrm{C}}_{\mathrm{P}}^{-\mathrm{1,154}}\times {\left(\mathrm{Alter}\ \left[\mathrm{Jahre}\right]\right)}^{-0.203} $$
Konventionelle Einheit
mL/min und bei Kindern normalisiert auf 1,73 m2.
Referenzbereich – Erwachsene
Referenzbereich – Kinder
Diagnostische Wertigkeit
Ein Expertenkreis der europäischen Nephrologen hat die MDRD-Formel für den täglichen Gebrauch empfohlen. Dabei waren die Fehlerquellen beim Urinsammeln und weitere Limitierungen durch Sekretion des Kreatinins und bei fehlender Muskelmasse sowie bei Kindern bewusst. Auch die bei Kindern angewendeten Formeln sind unter Berücksichtigung der Referenzmethode für Kreatinin kaum noch anwendbar (Schwartz-Formel). Wegen der geringen Altersabhängigkeit wird für Kinder Cystatin C empfohlen. Auch für Erwachsene wird eine Kombination mit Cystatin C empfohlen.
Literatur
Coresh J, Auguste P (2008) Reliability of GFR formulas based on serum creatinine, with special reference to the MDRD study equation. Scand J Clin Lab Invest 68(Suppl 241):30–38CrossRef
Delange JR (2008) How to establish glomerular filtration rate in children. Scand J Clin Lab Invest 68(Suppl 241):46–51CrossRef
Grubb A, Nyman U, Björk J (2012) Improved estimation of glomerular filtration rate (GFR) by comparison of eGFRcystatinC and eGFRcreatinine. Scandinavian Journal of Clinical and Laboratory Investigation 72:73–7.CrossRefPubMed
Levey AS, Coresh J, Greene T et al (2007) Expressing the modification of diet in renal disease study equation for estimating glomerular filtration rate with standardized serum creatinine values. Clin Chem 53:766–772CrossRefPubMed
Schwartz GJ, Munoz A, Schneider MF, Mak RH, Kaskel F, Warady BA, Furth ST (2009) New equation to estimate GFR in children with CKD. J Am Soc Nephrol 20:629–37