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Lipoproteinlipase

Verfasst von: K. J. Lackner und D. Peetz
Lipoproteinlipase
Englischer Begriff
lipoprotein lipase; LPL
Definition
Plasmatische Triglyzeridlipase.
Struktur
Glykoprotein aus der Familie der Serinesterasen; aktives Enzym im Plasma liegt als Homodimer vor.
Molmasse
Ca. 55 kDa, davon Peptidanteil ca. 50,4 kDa.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
LPL wird von verschiedenen Geweben, vor allem Muskulatur und Fettgewebe, synthetisiert und sezerniert. Im vaskulären Kompartiment wird LPL an Glykosaminoglykane des Endothels gebunden, weshalb die messbare Aktivität im nativen Plasma gering ist. Wahrscheinlich wird LPL als freies Enzym oder an Chylomikronen gebunden in die Leber aufgenommen und abgebaut.
Funktion – Pathophysiologie
Die LPL ist die wichtigste plasmatische Triglyzeridlipase im Stoffwechsel der Chylomikronen und VLDL. Sie spaltet vorwiegend die Fettsäuren (FFS) in Position 1 und 3 vom Glyzerin ab. LPL hat auch eine Phospholipaseaktivität. LPL ist auf Apolipoprotein C-II als Kofaktor angewiesen. Defekte der LPL oder des ApoC-II führen zur Hyperchylomikronämie.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Postheparin-EDTA-Plasma. Zunächst wird EDTA-Plasma vom nüchternen Patienten gewonnen. Danach werden ca. 60–100 IE/kg KG unfraktioniertes Heparin als Bolus i. v. injiziert. Die zweite Blutentnahme erfolgt 20 Minuten (Angaben hier etwas unterschiedlich) nach der Heparininjektion.
Probenstabilität
Probe sollte unmittelbar eisgekühlt und möglichst schnell bei 4 °C zentrifugiert werden. Lagerung des Plasmas bei −70 °C für einige Wochen ist möglich.
Analytik
Es existieren eine Reihe von unterschiedlichen Protokollen, die alle auf der Hydrolyse markierter Substrate – Triglyzeride – beruhen. Die meisten Methoden verwenden radioaktiv markierte Substrate, es wurden aber auch fluoreszente Substrate beschrieben. Einige Gruppen versuchen auch die Enzymmasse zu bestimmen, was bei den genetischen Defekten nicht sinnvoll ist, da inaktive Enzymvarianten beschrieben sind. Dagegen kann die Massebestimmung in klinischen Studien von Interesse sein, da sie normalerweise relativ gut mit der Aktivität korreliert. Eine Standardisierung der Methodik existiert nicht. Insbesondere die Ergebnisse der Funktionsteste hängen stark vom verwendeten Substrat ab. Aus diesem Grund gibt es keine allgemein brauchbaren Normwerte. Die molekularbiologische Analyse des LPL-Gens ist möglich. Bei bisher nicht beschriebenen Mutationen muss in jedem Fall eine Aktivitätsmessung erfolgen. Außerdem schließt eine normale LPL-Sequenz einen ApoC-II-Defekt nicht aus, dagegen fallen die Kofaktordefekte bei den Aktivitätstesten zuverlässig auf.
Konventionelle Einheit
nmol freie Fettsäuren/min/mL.
Referenzbereich
laborspezifisch; als Anhaltspunkt kann ein Wert von ca. 200 nmol FFS/min/mL angesehen werden (FFS = freie Fettsäuren).
Indikation
Abklärung schwerster Hypertriglyzeridämien bei Kindern. Erstmalig im Erwachsenenalter aufgetretene Hypertriglyzeridämien sind nur in Ausnahmefällen auf genetische Defekte der LPL zurückzuführen.
Interpretation
Ein eindeutiger Anstieg der Lipoproteinlipase-Aktivität (>100 nmol FFS/min/mL) nach Heparingabe macht einen LPL-Defekt unwahrscheinlich. Interpretation hängt stark vom verwendeten Testsystem ab. Ein fehlender Anstieg kann auch auf einen ApoC-II-Defekt zurückzuführen sein. Dies kann durch Zugabe von Normalplasma mit ApoC-II aber inaktivierter Lipoproteinlipase geklärt werden.
Diagnostische Wertigkeit
Entscheidender diagnostischer Test zum Nachweis einer familiären Chylomikronämie.
Literatur
Rifai N, Warnick GR, Dominiczak MH (2000) Handbook of lipoprotein testing, 2. Aufl. AACC Press, Washington, DC
Schwandt P, Richter O, Parhofer KG (2007) Handbuch der Fettstoffwechselstörungen, 2. Aufl. Schattauer Verlag, Stuttgart