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Lundh-Test

Verfasst von: A. M. Gressner und O. A. Gressner
Lundh-Test
Synonym(e)
Exokriner Pankreasfunktionstest nach Lundh
Englischer Begriff
Lundh pancreatic function test
Definition
Eine Variante des Sekretin-Pankreozymin-Tests zur Diagnostik der exokrinen Pankreasinsuffizienz, bei dem vor und nach Aufnahme einer standardisierten Lundh-Testmahlzeit über eine Sonde Duodenalsaft zur Bestimmung von Volumen, Bicarbonatgehalt und verschiedenen pankreatogenen Enzymaktivitäten aspiriert wird.
Durchführung
Nach 12-stündiger Nahrungskarenz wird unter Röntgenkontrolle eine doppelläufige Lagerlöf-Sonde (wie beim Sekretin-Pankreozymin-Test) in Rechtsseitenlage des Patienten so eingeführt, dass am Sphinkter Oddi alkalischer, gallig gefärbter Duodenalsaft aspiriert werden kann (Abb. 1). Während der ersten 30 Minuten wird eine Plateauphase erreicht, der sich die Sammlung des Nüchternsekrets über 30 Minuten anschließt (Basalsekretion), danach orale Aufnahme einer Lundh-Testmahlzeit mit folgender Zusammensetzung: 5 % Proteine, 6 % Fette, 16 % Kohlenhydrate, 725 mosmol/L, pH 6,5 (entsprechend 15 g Milcheiweiß, 18 g Sojaöl und 50 g Glukose in 300 mL Wasser), exakt 15 Minuten nach Einnahme der Testmahlzeit Aspiration der ersten Fraktion, gefolgt von 30-minütigen Sammelabständen bis zu 120 Minuten. Aspirate werden in eisgekühlten Messzylindern bis zur Messung der Bicarbonatkonzentration und -menge sowie Enzymaktivitäten und -menge asserviert.
Funktion – Pathophysiologie
Im Gegensatz zum Sekretin-Pankreozymin-Test erfolgt die Stimulation des exokrinen Pankreas endogen durch die Lundh-Testmahlzeit, somit werden nicht nur dessen Sekretionsleistung, sondern auch der nervale und humorale Stimulationsmechanismus geprüft. Die endogene Hormonfreisetzung kann bei Dünndarmerkrankungen (z. B. einheimische Sprue) beeinträchtigt sein und somit falsch pathologische Ergebnisse hervorrufen. Nach Vagotomie und Magenresektion ist der Test nicht anwendbar.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Aspirierter Duodenalsaft.
Präanalytik
3 Tage vorher Absetzen von Enzymsubstitutionspräparaten, 12-stündige Nahrungskarenz vor Testbeginn. Eisgekühlte Asservierung des Duodenalsafts bis zu 8 Stunden.
Analytik
Messung von Volumen, Bicarbonatkonzentration und den Aktivitäten von Trypsin, Chymotrypsin, Amylase (Amylase, pankreasspezifische) und Lipoproteinlipase (ggf. weiteren pankreatogenen digestiven Enzymen).
Referenzbereich – Erwachsene
Methodenabhängig, nicht allgemeingültig.
Referenzbereich – Kinder
S. Erwachsene.
Indikation
Diagnostik der exokrinen Pankreasinsuffizienz.
Interpretation
Die Bewertung entspricht im Wesentlichen der des Sekretin-Pankreozymin-Tests, doch können sich aufgrund veränderter nervaler und/oder humoraler Stimulationsmechanismen (z. B. Sprue, Vagotomie, Magenresektion) deutliche Unterschiede in den Testergebnissen einstellen. Wegen der hohen funktionellen Reservekapazität des Pankreas fällt der Lundh-Test erst nach Verlust von deutlich mehr als 50 % pathologisch aus, ist damit jedoch sensitiver als indirekte Pankreasfunktionsteste und der Nachweis einer Steatorrhoe. Der Test erlaubt durch gleichzeitige Bestimmung von Glukose im Serum auch eine Beurteilung der endokrinen Funktionsleistung des Organs.
Diagnostische Wertigkeit
Bei Berücksichtigung der zu falsch pathologischen Ergebnissen führenden Einflussgrößen (entzündliche Darmerkrankungen, Vagotomie, Magen-Darm-Operationen) entspricht der Lundh-Test dem Sekretin-Pankreozymin-Test, weist jedoch gegenüber diesem bei leichteren Formen eine geringere diagnostische Sensitivität (Sensitivität, diagnostische) auf. Vergleichbar den Kriterien des PABA-Tests (PABA-Test).
Literatur
Lankisch PG, Schmidt I (1999) Pankreasfunktionstests. Deutsches Ärzteblatt 96(6):A344–A346
Lundh G (1957) Determination of trypsin and chymotrypsin in human intestinal content. Scand J Clin Lab Invest 9(3):229–232CrossRefPubMed
Stein J, Wehrmann T (Hrsg.) (2006) Funktionsdiagnostik in der Gastroenterologie-Medizinische Standards, 2. Aufl. Springer Medizin Verlag, Heidelberg