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Macrophage migration inhibitory factor

Verfasst von: S. Holdenrieder
Macrophage migration inhibitory factor
Synonym(e)
MIF
Englischer Begriff
Macrophage migration inhibitory factor; MIF
Definition
MIF ist ein 37 kDa schweres Protein, das ursprünglich als ein durch T-Zellen induziertes Zytokin identifiziert wurde und die Migration von Makrophagen bei der verzögerten Hypersensitivitätsreaktion inhibiert.
Struktur
MIF ist ein Homotrimer mit einer charakteristischen Proteinfaltstruktur. Aufgrund der strukturellen Homologie mit bakteriellen Enzymen besitzt MIF neben seiner Zytokinwirkung eine spezielle Tautomeraseaktivität, die die Konversion von nicht physiologischen Dopachrommethylestern in ihre Indolderivate katalysiert. Das MIF-Gen ist auf dem Chromosom 22q11.2 lokalisiert.
Molmasse
37 kDa.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
MIF wurde ursprünglich als Zytokin der T-Zellen mit einer Vielzahl an immunostimulatorischen und proinflammatorischen Eigenschaften beschrieben, das u. a. in die Vermittlung des Mitogen-aktivierten-Protein-Kinase-(MAPK-)Signals, in die Sekretion des Tumornekrosefaktors α (TNF-α) und die Aktivierung der Cyclooxygenase-2 (COX-2) involviert ist. Darüber hinaus wird MIF auch von verschiedenen parenchymalen und Tumorzellen sezerniert und spielt eine wesentliche Rolle in der Regulation der zellulären Homöostase während der Kanzerogenese durch eine Steigerung der Proliferation und eine Inhibition der p53-vermittelten Apoptose sowie durch die Förderung der Tumorneoangiogenese. Außerdem wird MIF von Epithelzellen, Endothelzellen, B-Lymphozyten, Makrophagen, Monozyten, dendritischen Zellen, Mastzellen sowie eosinophilen und basophilen Granulozyten exprimiert und bei einer Vielzahl von inflammatorischen Prozessen aktiviert. Zusätzlich wird MIF aus dem Hypophysenvorderlappen freigesetzt, was seine Mittlerfunktion zwischen inflammatorischen und endokrinen Prozessen unterstreicht.
Funktion – Pathophysiologie
MIF wird als ein wesentliches Molekül an der Schnittstelle von Inflammation und Kanzerogenese angesehen, das sowohl die unmittelbare Umgebung (Microenvironment) für das Tumorwachstum vorbereitet wie auch die Proliferation von Tumorzellen und deren Invasivität fördert. Eine Überexpression von MIF wurde bei verschiedenen Tumorzelllinien nachgewiesen und die Expressionslevel korrelierten mit der Schwere der Erkrankung und der Metastasierung. Erhöhte Serumkonzentrationen wurden bislang bei Patienten mit Magen-, Ösophagus-, kolorektalen, Prostata-, Mamma- und Ovarialkarzinomen beschrieben. Bemerkenswert ist, dass in einigen Studien deutlich erhöhte MIF-Konzentrationen bereits in frühen Tumorstadien gefunden wurden.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Analytik
Konventionelle Einheit
ng/mL (μg/L).
Referenzbereich – Erwachsene
Methodenabhängige Grenzwerte.
Interpretation
Aufgrund der vielfältigen Ursachen für eine MIF-Sekretion ist die klinische Bedeutung der MIF-Serumbestimmung noch unklar. Für einzelne Tumorarten ist MIF als möglicher Marker zur diagnostischen Abgrenzung von malignen und benignen Prozessen diskutiert; allerdings sind MIF-Erhöhungen insbesondere bei inflammatorischen Erkrankungen als limitierend für die Differenzialdiagnose anzusehen. In einigen Studien wird eine prognostische Wertigkeit von MIF bei einzelnen Tumorarten berichtet. Eine umfassende Untersuchung von MIF im Vergleich mit organbezogenen Tumormarkern wurde bislang nur in einzelnen Studien durchgeführt.
Diagnostische Wertigkeit
Noch unklar; evtl. Staging, Prädiktion des Therapieansprechens und Prognose.
Literatur
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