Die extrem toxischen, übel riechenden, schwefelhaltigen Mercaptane der allgemeinen Struktur R-SH entstehen im Kolon durch bakterielle Zersetzung des
Methionins und werden normalerweise von der Leber vollständig eliminiert. Dazu gehören Methanthiol (Methylmercaptan, CH
3SH), Dimethylsulfid, Dimethyldisulfid (CH
3-S-S-CH
3) und Ethanthiol (Ethylmercaptan, C
2H
5SH), deren Konzentrationen im normalen
Serum extrem niedrig oder nicht nachweisbar sind. Bei schwerer Leberzellinsuffizienz und/oder portosystemischem Umgehungskreislauf kommt es zu signifikanten Konzentrationserhöhungen, wobei Zirrhotiker mit Enzephalopathie wesentlich höhere Konzentrationen aufweisen als Zirrhotiker ohne Enzephalopathie. Die höchsten Konzentrationen entstehen beim Leberzerfallskoma im Vergleich zum Leberausfallskoma. Der Schweregrad der Enzephalopathie korreliert mit der Höhe einzelner Mercaptane, z. B. Methanthiol. Ihre gaschromatographische Bestimmung ergänzt die diagnostische Aussage von
Oktopamin. Konzentrationserhöhungen finden sich außer im Serum auch im Liquor und
Urin. Dimethylsulfid und
Trimethylamin sind für den (süßlichen) Foetor hepaticus beim Coma hepaticum verantwortlich.