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MRSA

Verfasst von: W. Stöcker
MRSA
Englischer Begriff
methicillin resistant Staphylococcus aureus
Definition
S.-aureus-Stämme mit erworbener Methicillinresistenz.
Beschreibung des Erregers
Generell gilt S. aureus innerhalb der Gattung der Staphylokokken (grampositive, fakultativ anaerobe Kokken) als ausgesprochen pathogen, der Erreger kolonisiert aber auch bei 20–50 % der gesunden Normalbevölkerung die Haut, insbesondere im Bereich des vorderen Nasenvorhofs und des Perineums. Er verursacht drei Viertel aller Wundinfektionen, 50 % aller Osteomyelitiden, 30 % aller Fälle von Sepsis und Endokarditis und 10 % aller Pneumonien.
Die ersten MRSA-Stämme traten im Jahr 1961 bereits kurz nach Einführung der β-Laktamase-widerstandsfähigen Penicilline (Methicillin, Oxacillin) auf. Die Methicillinresistenz beruht auf der Determinante mec, bestehend aus dem mecA-Gen und regulatorischen Abschnitten, die auf einem mobilen genetischen Element, dem „Staphylococcus cassette chromosome mec“ (SCCmec) lokalisiert sind. MecA kodiert für ein modifiziertes Penicillinbindeprotein PBP2A, das eine sehr niedrige Affinität für β-Lactam-Antibiotika aufweist – Methicillin-resistente Staphylokokken sind daher resistent gegen alle β-Lactam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine und Carbapeneme).
Oft weisen MRSA Mehrfachresistenzen gegen eine Reihe verschiedener anderer Antibiotikagruppen auf, wie z. B. Aminoglykoside, Fluorchinolone, Makrolide und Lincosamide, weshalb die therapeutischen Möglichkeiten auf wenige Reserveantibiotika (z. B. Glykopeptide oder neuere Substanzen wie Linezolid, Daptomycin oder Tigecyclin) limitiert sein können.
MRSA sind weltweit verbreitet und besitzen eine große Bedeutung als Verursacher nosokomialer Infektionen. Man unterscheidet S.-aureus-Stämme, die durch den Aufenthalt in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen erworben werden können („healthcare-associated MRSA“ – haMRSA) von denen außerhalb von Pflegeeinrichtungen erworbenen Stämmen („community-acquired MRSA“ – caMRSA). Die haMRSA-Prävalenzen variieren von Land zu Land sehr stark. Während in den Niederlanden und in Skandinavien der Anteil von MRSA an allen untersuchten S.-aureus-Isolaten aufgrund eines guten Krankenhaushygienestandards unter 1 % liegt, weisen Süd- und Westeuropa hohe Prävalenzraten von über 40 % auf. In Deutschland stieg die Prävalenz im Zeitraum von 1995–2001 von ca. 8 auf 20 %.
Über die ambulant erworbenen caMRSA-Stämme wird in den letzten Jahren vermehrt berichtet, sie verfügen häufig über den Virulenzfaktor PVL (Panton-Valentine-Leukozidin), wodurch sie eine erhöhte Pathogenität besitzen. MRSA-Infektionen sind mit hoher Morbidität und Letalität und mit erheblichen Kosten für Pflege und Therapie verbunden. Der Prävention wird daher große Bedeutung beigemessen.
Labordiagnostik
Für den Befund MRSA muss für das jeweilige Isolat stets sowohl die Speziesdiagnose S. aureus gesichert sein, als auch dessen Oxacillin- bzw. Cefoxitinresistenz einwandfrei nachgewiesen werden. Die Überprüfung der Methicillinresistenz wird dadurch erschwert, dass ihre phänotypische Ausprägung in vitro nur bei einem Teil der Bakterienpopulation vorliegen kann. Das übliche Antibiogramm mit Oxacillin zeigt dies nicht zuverlässig an; besser eignen sich Cefoxitin-Testplättchen. Referenzmethode ist die Bestimmung der minimalen Hemmkonzentration (MHK) nach DIN (58940) oder CLSI (M100-S15, MIC Testing). Alternative Verfahren sind Screeningtests unter Verwendung von Müller-Hinton-Agar mit 4 % NaCl und 6 mg/L Oxacillin oder Nähragar mit Zusatz von Cefoxitin und chromogenem Substrat für die alkalische Phosphatase (DIN 58940-31).
Ein kommerziell erhältlicher Agglutinationstest erlaubt die Bestätigung der Methicillinresistenz über den Nachweis des PBP 2a. Goldstandard ist der molekulare Nachweis des mecA-Gens mittels PCR. Mittlerweile stehen auch molekulare Testkits zur Verfügung, die zusätzlich zum mecA-Gen-Nachweis die Speziesdifferenzierung von S. aureus einschließen.
Literatur
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