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Mykoplasma pneumoniae

Verfasst von: W. Stöcker
Mykoplasma pneumoniae
Englischer Begriff
Mycoplasma pneumoniae
Beschreibung des Erregers
Mykoplasmen gehören zu den kleinsten selbstreproduzierenden Bakterien. Sie besitzen keine starre Zellwand (Mureindefizit) und sind daher gegen Zellwand-aktive Antibiotika resistent. Es wurden mehr als 12 Arten der Gattung Mykoplasma beim Menschen gefunden, zu denen auch M. pneumoniae gehört.
Erkrankungen
M. pneumoniae ist eine weltweit verbreitete Spezies und Erreger von 15 % aller ambulant erworbenen akuten Atemwegsinfektionen (Tracheitis, Bronchitis, primär-atypische Pneumonie). Der Mensch bildet das einzige Reservoir, der Erreger wird aerogen durch Tröpfchen übertragen. Es kann zu epidemischer Ausbreitung kommen. Betroffen sind besonders Kinder und Jugendliche (40 % jünger als 5 Jahre). In Schulen und Militärlagern kann die Prävalenz bis zu 70 % betragen. Ein Teil der Infektionen verläuft inapparent und heilt ohne Antibiotika spontan aus.
M. pneumoniae kann ambulant erworbene Pneumonien („community acquired pneumonia“, CAP) und ARDS („acute respiratory distress syndrome“) verursachen. Der Erreger ist gegenüber Makroliden und Tetrazyklinen empfindlich.
Analytik
Direktnachweis durch Nukleinsäure-Amplifikationsverfahren (z. B. PCR (Polymerase-Kettenreaktion)). Die Kultur erfordert viel technische Expertise und gelingt, wenn überhaupt, nur auf Spezialmedien, deren entscheidender Bestandteil Pferdeserum als Cholesterinquelle ist. Ein negatives Kulturergebnis hat daher keinen Einfluss auf die Therapieentscheidung.
Serologie: Nachweis von Antikörpern gegen Mykoplasma pneumoniae durch indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte) (infizierte Kulturzellen als Substrat) oder Enzymimmunoassay (u. a. Enzyme-linked Immunosorbent Assay, Chemilumineszenz-Immunoassays).
Untersuchungsmaterial – Probenstabilität
Direktnachweis und Kultur: Nasopharyngealsekret, Sputum oder Bronchiallavage-Flüssigkeit. Das Material sollte gekühlt transportiert und innerhalb von 4 Stunden analysiert werden.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Da eine Infektion mit M. pneumoniae keine typischen Krankheitserscheinungen verursacht, kommt der Labordiagnostik ein besonderer Stellenwert zu. Die Erregeranzucht ist schwierig, zeitaufwendig (6–15 Tage) und fehlerbehaftet. Der Erregernachweis mittels PCR gilt als schnell und zuverlässig. Die Serologie ist am verlässlichsten, wenn eine Serumprobe aus der akuten Krankheitsphase und eine Probe, entnommen 2–3 Wochen später, auf spezifische IgM und IgG untersucht werden. Die Prävalenz der Antikörper korreliert nicht zwingend mit dem Erregernachweis, dennoch ist die Serologie wichtig für die Diagnostik und die Therapieentscheidung.
Literatur
Jacobs E (1997) Mycoplasma infections of the human respiratory tract. Wien Klin Wochenschr 109(14–15):574–577PubMed
Talkington DF, SHott S, Fallon MT, Schwartz SB, Lanier Thacker W (2004) Analysis of eight commercial enzyme immunoassay tests for the detection of antibodies to Mycoplasma pneumoniae in human serum. Clin Diagn Lab Immunol 11(5):862–867PubMedPubMedCentral
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Waites KB, Balish MF, Atkinson TP (2008) New insights into the pathogenesis and detection of Mycoplasma pneumoniae infections. Future Microbiol 3(6):635–648CrossRefPubMedPubMedCentral