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Osmotische Resistenz der Erythrozyten

Verfasst von: H. Baum
Osmotische Resistenz der Erythrozyten
Englischer Begriff
osmotic resistence of erythrocytes
Definition
Prüfung der Lyseresistenz der Erythrozyten in hypotoner Natriumchloridlösung abfallender Konzentration.
Physikalisch-chemisches Prinzip
Erythrozyten werden in einer hypotonen NaCl-Lösung mit abfallender Konzentration (0,9–0,1 g/dL NaCl in 0,05 g/dL Schritten) inkubiert. In Abhängigkeit von Osmolarität und Lyseresistenz der Erythrozyten tritt eine Hämolyse (Hämolyse, in vivo und in vitro) ein. Nach Zentrifugation wird im Überstand das freie Hämoglobin (Hämoglobin, freies) spektralfotometrisch bei 546 nm bestimmt. Dabei wird die beginnende Hämolyse (= Minimalresistenz) und die maximale Hämolyse (= Maximalresistenz) festgestellt.
Einsatzgebiet
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Heparin- oder EDTA-Blut, wobei mit EDTA antikoaguliertes Material sofort und Heparinblut innerhalb von 24 Stunden bearbeitet werden muss.
Spezifität
Die Methode ist nicht spezifisch für die Diagnose einer hereditären Sphärozytose. Jeder Zustand mit einer Erhöhung oder Verminderung der osmotischen Resistenz der Erythrozyten führt zu einem positiven Ergebnis.
Praktikabilität – Automatisierung – Kosten
Handmethode, geringe Reagenzkosten, hoher Personaleinsatz.
Bewertung – Methodenhierarchie
Die Untersuchungsergebnisse können in 3 Zustände eingeteilt werden: eine erniedrigte, normale oder erhöhte osmotische Resistenz. Beim Gesunden beginnt die Hämolyse bei einer NaCl-Konzentration von 0,45–0,40 g/dL und ist vollständig bei einer NaCl-Konzentration von 0,35–0,30 g/dL.
  • Erniedrigte osmotische Resistenz: Bereits bei hohen NaCl-Konzentrationen beginnt die Hämolyse der Erythrozyten. Dies ist typisch für die hereditäre Sphärozytose, wobei allerdings bei einem gleichzeitigen Eisenmangel eine Normalisierung eintreten kann und einzelne Patienten somit eine normale osmotische Resistenz zeigen können. Differenzialdiagnostisch müssen die hereditäre Elliptozytose (Elliptozyt), die hereditäre Stomatozytose (Stomatozyt) sowie autoimmunhämolytische Anämien und eine Benzolvergiftung ausgeschlossen werden.
  • Normale osmotische Resistenz: z. B. bei Gesunden, bei einem Pyruvatkinase-Mangel oder einer α-Thalassämie.
  • Erhöhte osmotische Resistenz: Die Hämolyse beginnt erst bei sehr niedrigen NaCl-Konzentrationen. Ursächlich kommen verschiedene Erkrankungen bzw. Zustände infrage wie die β-Thalassämie, Lebererkrankungen, perniziöse Anämie, Polycythämia vera, Retikulozytose, Eisenmangelanämie, Zustände mit dem Vorkommen von Target-Zellen (Target-Zelle). Die Erythrozyten von Neugeborenen haben auch eine erhöhte osmotische Resistenz.
Literatur
Eber S (2006) Hereditäre Sphärozytose. In: Leitlinien zur Diagnostik und Therapie in der pädiatrischen Onkologie und Hämatologie. http://​www.​awmf.​org/​uploads/​tx_​szleitlinien/​025-018l-S1_​Hereditaere-Sphaerozytose_​2016-12.​pdf