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Parathormon, intraoperatives

Verfasst von: M. Bidlingmaier
Parathormon, intraoperatives
Synonym(e)
Intraoperatives PTH
Englischer Begriff
intraoperative PTH analysis; intraoperative PTH monitoring
Definition
Messung von Parathormon vor, während und nach operativem Eingriff zur Erfolgskontrolle bei Entfernung eines oder mehrerer Epithelkörperchen bei primärem Hyperparathyreodismus.
Durchführung
Blutentnahme unmittelbar vor Beginn des operativen Eingriffs, ggf. zusätzlich direkt vor Entfernung des Epithelkörperchens und dann 5 bzw. 10 Minuten nach Entfernung. Bezüglich der optimalen Zeitpunkte für die Blutentnahmen finden sich in der Literatur unterschiedliche Vorschläge. Elementar jedoch ist in jedem Fall die zeitnahe Durchführung der PTH-Messung, da vom Ergebnis die Beendigung des Eingriffs oder die Notwendigkeit weiterer Exploration mit Entfernung weiterer Epithelkörperchen abhängt.
Die genaue Durchführung der Analytik ist vor allem abhängig von den lokalen Gegebenheiten. Um die schnelle Rückmeldung des Ergebnisses und die adäquate Präanalytik bei dem instabilen Analyten Parathormon sicherzustellen, ist entweder die Messung direkt im Operationssaal möglich, oder aber es lässt sich ein unmittelbarer Probentransport mit sofortiger Messung im Zentrallabor organisieren. Auch wenn die Messung vor Ort im Operationssaal theoretisch logisch erscheint, ist von verschiedenen Autoren auf die erheblich höheren Kosten bei nur minimalem Zeitgewinn hingewiesen worden.
Struktur
Molmasse
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Halbwertszeit
3,5–4 Minuten.
Pathophysiologie
Die präoperative, bildgebende Diagnostik erlaubt beim primären Hyperparathyreoidismus häufig eine Lokalisation auffälliger Nebenschilddrüsen. Trotzdem können weitere Epithelkörperchen auffällig sein, deren Lokalisation präoperativ nicht möglich war. Insbesondere bei minimalinvasiven Verfahren ist eine ausgedehnte intraoperative Exploration oft schwierig. Aufgrund seiner hohen Organspezifität für die Nebenschilddrüse und der extrem kurzen Halbwertszeit stellt das PTH hier den idealen Marker zur Erfolgskontrolle bei operativer Entfernung von Nebenschilddrüsengewebe dar. Ist das hypersezernierende Nebenschilddrüsenadenom erfolgreich reseziert, kommt es innerhalb von Minuten zum Abfall des PTH.
Untersuchungsmaterial
Präanalytik
Analytik
Probenstabilität
Konventionelle Einheit
Internationale Einheit
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
Referenzbereich
Indikation
Operative Entfernung von Nebenschilddrüsengewebe.
Interpretation
In der Literatur wurden verschiedene Kriterien zur Bewertung des Operationserfolgs angeführt. Vermutlich am häufigsten verwendet sind die Miami-Kriterien, die postoperativ einen 50 %igen Abfall des PTH im Verhältnis zum höchsten vor Einleitung des Eingriffs oder vor Exzision des Epithelkörperchens gemessenen Wert als Beweis einer kurativen Intervention fordern. Es wurde darauf hingewiesen, dass eine Blutentnahme während des Eingriffs mit dem Risiko verbunden ist, dass die gemessenen PTH-Werte durch die Manipulation am Nebenschilddrüsengewebe stimuliert wurden. Daher sollte in jedem Fall auch eine Bestimmung vor Beginn des Eingriffs erfolgen.
Diagnostische Wertigkeit
Die intraoperative PTH-Bestimmung erlaubt bei erfolgreicher Entfernung eine Verkürzung der Narkosezeit, bei ausbleibendem PTH-Abfall kann unmittelbar weiter nach hypersekretorischen Epithelkörperchen gesucht und somit ggf. ein zweiter Eingriff verhindert werden. Der Verlauf der intraoperativen PTH-Werte erlaubt nach derzeitiger Studienlage keine Vorhersage des Auftretens von postoperativen Hypokalzämien.
Literatur
Richards ML, Thompson GB, Farley DR, Grant CS (2011) An optimal algorithm for intraoperative parathyroid hormone monitoring. Arch Surg 146(3):280–285CrossRefPubMed
Udelsman R, Åkerström G, Biagini C, Duh QY, Miccoli P, Niederle B, Tonelli F (2014) The surgical management of asymptomatic primary hyperparathyroidism: proceedings of the fourth international workshop. J Clin Endocrinol Metab 99(10):3595–3606CrossRefPubMed