Tyrosin und
Phenylalanin werden im Darm durch mikrobielle Einwirkung in Phenole, z. B.
p-Kresol,
p-Hydroxyphenylacetat und
p-Hydroxyphenyllaktat hydroxyliert (s. Abbildung) und gelangen nach Resorption in die Leber, um dort zum Teil oxidativ abgebaut oder mit Glukuronsäure oder Schwefelsäure verestert zu werden. Anschließend erfolgt deren renale Elimination.
In geringem Umfang entstehen Phenole auch im Aminosäureintermediärstoffwechsel der Leber (
Aminosäuren). Schwere Leberinsuffizienz (Coma hepaticum) und/oder portosystemischer Umgehungskreislauf führen zu einer reduzierten hepatischen Clearance und damit Konzentrationserhöhung der freien (unveresterten) Phenole im
Serum,
Urin und Liquor, die aufgrund ihrer Permeationsfähigkeit von Lipid-(Plasma-)Membranen hirntoxische Eigenschaften haben. Außer bei schwerer
Niereninsuffizienz finden sich stark (6- bis 8-fach) erhöhte Phenolkonzentrationen im Serum (normal 2–5 mg/L) bei schweren Leberparenchymschäden (
Leberzirrhose, schwere
akute Hepatitis). Bei Leberausfalls- und -zerfallskoma sind hohe Konzentrationen auch im Liquor (normal 1–3 mg/L) vorhanden, eine pathologische Phenolurie auf über das doppelte der Norm (normal 70–250 mg/Tag) sowie ein verändertes Phenolmuster sind diagnostisch empfindliche Kenngrößen einer sehr ausgeprägten Leberzellinsuffizienz.