Oberbegriff für Glyzerophospholipide und Sphingolipide.
Struktur
Das einfachste Glyzerophospholipid ist Phosphatidsäure, die aus einem Molekül Glyzerol, an das 2 Fettsäuren über eine Esterbindung kovalent gebunden sind (Diglyzerid), besteht. Die dritte OH-Gruppe des Glyzerols ist mit einem Phosphatrest verestert. Durch Kopplung weiterer Moleküle an das Phosphat entstehen eine Anzahl unterschiedlicher Verbindungen (Phosphatidylcholin, Phosphatidylserin, Phosphatidylethanolamin etc.). Plasmalogene stellen eine Variante dar, bei der sich anstelle eines Fettsäureesters ein Alkylrest über eine Ätherbindung am ersten C-Atom des Glyzerols befindet. Sphingolipide bestehen aus Ceramid und einem Phosphatrest (Sphingosin), an den wieder verschiedene Moleküle gebunden sein können (Cholin-Sphingomyelin).
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Phospholipide können ubiquitär synthetisiert werden. Ihr Transport im Plasma erfolgt an Lipoproteine gebunden.
Funktion – Pathophysiologie
Phospholipide sind einerseits struktureller Bestandteil von Zellmembranen, andererseits an der Signaltransduktion beteiligt. Sie sind damit essenzielle Bestandteile der Zelle, die für eine normale Funktion obligat sind.
Wegen ihrer Heterogenität im Vergleich zu Triglyzeriden oder Cholesterin/-estern ist die Analytik von Phospholipiden komplex. Ältere Methoden basieren im Prinzip darauf, das gemeinsame Strukturmerkmal der Phospholipide, den Phosphatrest, aus der Lipidfraktion freizusetzen und dann kolorimetrisch zu erfassen. Dazu werden zunächst die Lipide extrahiert und anschließend das Phosphat durch saure Hydrolyse freigesetzt. Eine Alternative stellt die Bestimmung von Cholin mittels Cholinoxidase nach Freisetzung des Cholinrestes durch Phospholipase D dar. Dieser Ansatz erfasst ca. 95 % der Plasmaphospholipide (Phosphatidylcholin, Sphingomyelin, Lysophosphatidylcholin). Phosphatidylserin, -ethanolamin oder -inositol werden wegen des Reaktionsprinzips nicht mitbestimmt.
Neben der quantitativen Erfassung der Gesamtphospholipide ist die Bestimmung des Sphingomyelin/Phosphatidylcholin-Quotienten in Amnionflüssigkeit von diagnostischer Bedeutung. Hier kommen chromatografische Verfahren wie die Dünnschichtchromatographie oder die Hochleistungs-Flüssigkeitschromatographie zur Anwendung. Eine exakte Quantifizierung individueller Phospholipide ist methodisch aufwendig und hat sich für die Routinediagnostik nicht durchgesetzt.
Diagnostische Wertigkeit
Die verfügbare quantitative Analytik von Gesamtphospholipiden hat sich diagnostisch nicht durchgesetzt, da sie klinisch keine relevanten Informationen liefern. Die Bedeutung einer differenzierteren Phospholipiddiagnostik kann derzeit aufgrund mangelnder Datenlage nicht sicher beurteilt werden.
Literatur
Rifai N, Warnick GR, Dominiczak MH (2000) Handbook of Lipoprotein Testing, 2. Aufl. AACC Press, Washington, DC