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Plazentarer Wachstumsfaktor

Verfasst von: H. Fiedler
Plazentarer Wachstumsfaktor
Synonym(e)
PlGF
Englischer Begriff
placental growth factor
Definition
PlGF-1 und PlGF-2 gehören zur „Vascular endothelial growth factor“-Familie. Die Isoform PlGF-1 mit 149 Aminosäuren wird in Plazenta (Trophoblasten), Schilddrüse, Herz und Lunge synthetisiert. VEGF und der lösliche sVEGF-Rezeptor, sFlt-1 (Fms-like tyrosine kinase 1, lösliche), sowie das lösliche sEndoglin binden PlGF und erniedrigen die Konzentration des freien PlGF. Endoglin (CD105) ist ein Glykoprotein auf Zelloberflächen und ein Bestandteil des TGF-1-Rezeptorkomplexes. Das lösliche Endoglin ist antiangiogen und senkt die endotheliale Synthese von NO.
Beschreibung
PlGF stimuliert die embryonale Vaskulogenese und die adulte Angiogenese sowie Wachstum, Proliferation und Migration endothelialer und glatter Muskelzellen und verstärkt in den angelockten Makrophagen die Synthese von Tumornekrosefaktor-α und „monocyte chemotactic protein-1“ (MCP-1, CCL2) und damit Entzündungsvorgänge.
Die PlGF-Konzentrationen steigen in den ersten beiden Trimestern einer normalen Schwangerschaft an, erreichen den Gipfel (ca. 670 ng/L) um die 30. Schwangerschaftswoche (SSW) und fallen gegen Ende der Schwangerschaft ab. Im Gegensatz dazu bleibt der antiangiogenetische Faktor sFlt-1 in den ersten beiden Trimestern fast unverändert und steigt dann kräftig an. Bei einer späteren Präeklampsie (PE) sind die Konzentrationen des freien (nicht von sFlt-1 oder sEndoglin gebundenen) PIGF bereits ab der 13.–16. SSW gegenüber den Kontrollen erniedrigt, da die erhöhten sFlt-1 und sEndoglin das PlGF binden. Die Unterschiede von PlGF einer PE zu einer normalen Schwangerschaft sind in der 21.–32. SSW bei früh einsetzender PE größer (ca. 670 ng/L) als bei einer PE am Geburtstermin (ca. 300 ng/L). Für das Risiko einer PE oder eines „small for gestational age baby“ sprechen ab der 15. SSW erhöhte Indizes von sFlt-1/PlGF und/oder sEndoglin/PlGF. Im Ersttrimester-Screening sind bei Patientinnen mit early-onset-Präeklampsie und/oder intrauteriner Retardierung sowohl PlGF als auch Pregnancy-Associated-Plasma-Protein A erniedrigt. Zur Bestätigung werden aber weitere Parameter benötigt. Im zweiten Trimester sind bei Präeklampsie mit reduzierter uteriner Perfusion und Retardierung besonders die sEndoglin-Konzentrationen signifikant erhöht und erreichen bei Komplikationen (HELLP-Syndrom) extreme Werte. Einzelheiten s. a. sFlt-1 (Fms-like tyrosine kinase 1, lösliche).
PlGF wird in frühen und fortgeschrittenen atherosklerotischen Läsionen hochreguliert und ist damit ein unabhängiger Biomarker für ein ungünstiges Outcome bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom, besonders bei Patienten mit Typ-1-Diabetes und Nephropathie. Ein PlGF-Anstieg um 1 ng/L hat eine Hazard-Ratio von 1,10 und ist unabhängig von cTnT und CD40L. Wahrscheinlich markiert PlGF Risiken für Plaqueruptur, Ischämie und Thrombosierung.
Die PlGF-Bestimmung erfolgt mit ELISA und Elecsys-Systemen. Die Referenzbereiche sind methoden- und populationsabhängig: 9,0 ± 4,2 ng/L, bei Männern mittleren Alters höher als bei Frauen sowie ansteigend mit dem Alter und bei eingeschränkter Nierenfunktion.
Literatur
Cassidy A, Chiuve SE, Manson JAE et al (2009) Potential role for plasma placental growth factor in predicting coronary heart disease risk in women. Arterioscler Thromb Vasc Biol 29:134–139CrossRef
Rana S, Karumanchi SA, Lindheimer MD (2014) Angiogenic factors in diagnosis, mangement, and research in preeclampsia. Hypertension 63:198–202CrossRef
Schoofs K, Grittner U, Engels T et al (2014) The importance of repeated measurements of the sFlt-1/PlGF ratio for the prediction of preeclampsia and intrauterine growth restriction. J Perinat Med 42:61–68CrossRef