Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik
Info
Verfasst von:
M. Bidlingmaier
Publiziert am: 13.04.2018

Pregnancy-Associated-Plasma-Protein A

Pregnancy-Associated-Plasma-Protein A
Synonym(e)
PAPPA; PAPP-A
Englischer Begriff
pregnancy-associated plasma protein-A; pappalysin-1
Definition
PAPP-A ist ein bei der frühen pränatalen Diagnostik im ersten Trimenon gemessener Parameter. Es handelt sich um ein zinkbindendes Protein mit der Funktion einer Metalloproteinase. Das physiologische Substrat sind die „insulin-like growth-factor binding proteins“ (IGFBP)-4 und -5.
Struktur
Sehr komplexes Protein aus 1547 Aminosäuren mit einer verlängerten zinkbindenden Domäne am N-Terminus.
Molmasse
Unterschiedlich stark glykosilierte molekulare Formen, ca. 187–265 kDa.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Die Synthese von PAPP erfolgt während der Schwangerschaft vor allem im Synzytiotrophoblasten, die Serumkonzentrationen steigen während der normalen Schwangerschaft kontinuierlich an. PAPP zirkuliert während der Schwangerschaft in einem 500 kDa großen, heterotetrameren 2:2-Komplex mit einem Präkursor des „eosinophil major basic protein“ (proMBP). Außerhalb der Schwangerschaft werden beim Gesunden niedrige PAPP-Konzentrationen gemessen, die Synthese erfolgt in weiblichen reproduktiven Organen (Ovar, Endometrium), aber auch in Niere, Kolon und Knochenmarkzellen. Eine andere molekulare Form von PAPP wurde als Marker beim akuten Koronarsyndrom identifiziert. Hierbei fehlt die Komplexierung mit proMBP, was zu einer veränderten molekularen Konformation führt. Der Abbau erfolgt über proteolytische Degradation, wobei die genauen Mechanismen noch unbekannt sind.
Pathophysiologie
Klinische Bedeutung hat die Bestimmung des heterotetrameren PAPP seit vielen Jahren als Bestandteil von Screeningtests in der frühen pränatalen Diagnostik. Es wird im ersten Trimenon (10.–14. SSW) in Kombination mit der Bestimmung der freien β-Kette des hCG (Choriongonadotropin, humanes) eingesetzt, um Risikoschwangerschaften zu identifizieren („double test“), heutzutage oft in Kombination mit Ultraschalluntersuchungen (sog. kombinierter Nackentransparenztest, NTT). Die Konzentrationen von PAPP steigen während der normalen Schwangerschaft kontinuierlich an. Niedrige Konzentrationen in der frühen Schwangerschaft sind häufiger bei chromosomalen Aberationen (Down-Syndrom), aber auch bei Schwangerschaften mit Tot- oder Frühgeburt.
Erst seit Kurzem wird eine pathophysiologische Rolle bei Koronarerkrankungen diskutiert. Verschiedene Studien konnten einen hohen, unabhängigen prädiktiven Wert für das Auftreten von Herzinfarkten und anderen kardiovaskulären Komplikationen bei Erwachsenen mit hohen PAPP-Konzentrationen zeigen. Immunhistochemisch wurde eine starke Expression von PAPP in erodierten und rupturierten, nicht aber in stabilen Plaques gefunden.
Ebenfalls relativ neu ist der Befund, dass es sich beim PAPP um eine funktionelle Metalloproteinase handelt, die Bindungsproteine des IGF-I proteolytisch spaltet und damit den Anteil des freien IGF-I erhöhen kann. Substrate stellen insbesondere IGFBP-4 und -5 dar. Die klinische Bedeutung dieser spezifischen enzymatischen Wirkung ist bislang jedoch nicht verstanden.
Untersuchungsmaterial
Analytik
Immunoassays. Die verfügbaren immunometrischen Methoden unterscheiden sich stark hinsichtlich Kalibration sowie Spezifität der eingesetzten Antikörper.
Konventionelle Einheit
IU/L.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
Bislang existiert eine aus gepoolten Seren der späten Schwangerschaft hergestellte Internationale Referenzpräparation der WHO (WHO IRP 78/610), die Konzentrationsangabe sind Internationale Units. Daneben existieren verschiedene rekombinante, je nach Expressionssystem mehr oder weniger stark glykosilierte Präparationen, deren Molekulargewichte sich unterscheiden. Die molekulare Heterogenität des Analyten macht es unwahrscheinlich, dass ein allgemeingültiger Umrechnungsfaktor zwischen Units und Masse etabliert werden kann.
Referenzbereich
Die Referenzbereiche sind wegen der unterschiedlichen Kalibrationen sowie der unterschiedlichen Spezifität der eingesetzten Antikörper völlig vom verwendeten Assay abhängig. Allgemeine Referenzbereiche können daher nicht angegeben werden.
Indikation
Ggf. im Rahmen des Pränatalscreenings, die Untersuchung ist jedoch keine Routineuntersuchung.
Interpretation
S. Pathophysiologie. Zur allgemeinen Problematik des Pränatalscreenings s. a. Triple-Test.
Diagnostische Wertigkeit
Zur allgemeinen Problematik des Pränatalscreenings s. Triple-Test.
Der mögliche Einsatz in der Risikostratifizierung bei kardialen Erkrankungen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.
Literatur
Alldred SK, Takwoingi Y, Guo B, Pennant M, Deeks JJ, Neilson JP, Alfirevic Z (2017) First and second trimester serum tests with and without first trimester ultrasound tests for Down’s syndrome screening. Cochrane Database Syst Rev 3:CD012599PubMed
Conover CA (2012) Key questions and answers about pregnancy-associated plasma protein-A. Trends Endocrinol Metab 23(5):242–249. https://​doi.​org/​10.​1016/​j.​tem.​2012.​02.​008CrossRefPubMedPubMedCentral
Qin QP, Kokkala S, Lund J, Tamm N, Qin X, Lepäntalo M, Pettersson K (2006) Immunoassays developed for pregnancy-associated plasma protein-A (PAPP-A) in pregnancy may not recognize PAPP-A in acute coronary syndromes. Clin Chem 52(3):398–404CrossRefPubMed