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Prostataspezifisches Antigen, komplexiertes

Verfasst von: S. Holdenrieder und P. Stieber
Synonym(e)
cPSA; ACT-PSA
Englischer Begriff
complexed prostate-specific antigen
Definition
Das komplexierte prostataspezifische Antigen ist die im Serum zum überwiegenden Anteil vorliegende und vornehmlich an α1-Antichymotrypsin (ACT) gebundene Form des PSA-Glykoproteins.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
PSA liegt im Serum zum überwiegenden Teil (70–90 %) als stabile Komplexe mit Proteaseinhibitoren, v. a. mit α1-Antichymotrypsin (ACT) und zu einem sehr geringen Teil mit α2-Makroglobulin, vor. Der ungebundene Anteil des PSA im Serum (freies PSA) beträgt somit etwa 10–30 %. Assays zum Nachweis des komplexierten PSA weisen hauptsächlich die Komplexe von PSA mit α1-Antichymotrypsin (ACT) nach. Während der Anteil von freiem PSA beim Prostatakarzinom (PCA) erniedrigt, bei einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) jedoch erhöht ist, verhält es sich mit dem komplexierten PSA genau spiegelbildlich. Wenngleich das komplexierte PSA eine bessere Diskriminierung zwischen PCA und BPH als das Gesamt-PSA erlaubt, ist es dem Quotienten aus freiem PSA und Gesamt-PSA nicht überlegen.
Halbwertszeit
2–3 Tage.
Funktion – Pathophysiologie
Die klinische Bedeutung des komplexierten PSA (cPSA) wurde in der Frühdiagnose, im Therapiemonitoring und in der Rezidiverkennung von Prostatakarzinomen vermutet. Allerdings weist cPSA gegenüber der Bestimmung des Gesamt-PSA und freien PSA keinen diagnostischen Vorteil auf.
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Serum, Plasma, Liquor, Aszites-, Pleuraflüssigkeit.
Analytik
Enzymimmunoassay (EIA), Radioimmunoassay (RIA), Immunradiometrischer Assay (IRMA), Elektrochemilumineszenz-Immunoassay (ECLIA), insbesondere unter Verwendung monoklonaler Antikörper.
Konventionelle Einheit
ng/mL (μg/L).
Referenzbereich – Männer
Alters- und methodenabhängig.
Indikation
möglicherweise Früherkennung, Therapiekontrolle und Nachsorge des Prostatakarzinoms.
Interpretation
Die meisten cPSA-Assays sind für die Anwendung im Serum, Plasma und z. T. für andere Körperflüssigkeiten ausgetestet. Die Wertlagen von cPSA unterliegen einer starken Methodenabhängigkeit.
Wie das Gesamt-PSA weist cPSA eine relative Organspezifität für die Prostata auf. Generell ist cPSA weniger anfällig für iatrogene Einflüsse (z. B. Prostatamassage, -biopsie, operative Eingriffe) und hat eine bessere Haltbarkeit im Serum als das freie PSA. Gegenüber der kombinierten Anwendung des Gesamt-PSA und freien PSA konnte bislang allerdings kein diagnostischer Vorteil von cPSA gezeigt werden.
Diagnostische Wertigkeit
Prostatakarzinom: möglicherweise Früherkennung, Therapiekontrolle und Nachsorge. Zur jüngsten Diskussionen bzgl. der diagnostischen Wertigkeit des PSA als solches s. Prostataspezifisches Antigen.
Literatur
Semjonow A, Lamerz R (2008) PSA. In: Thomas L (Hrsg) Labor und Diagnose, 7. Aufl. TH-Books, Frankfurt am Main, S 1342–1351
Sturgeon CM, Duffy MJ, Stenman UH et al (2008) National Academy of Clinical Biochemistry laboratory medicine practice guidelines for use of tumor markers in testicular, prostate, colorectal, breast, and ovarian cancers. Clin Chem 54:e11–e79CrossRefPubMed