Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik
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Verfasst von:
H. Baum
Publiziert am: 09.02.2018

Retikulozytenproduktionsindex

Retikulozytenproduktionsindex
Synonym(e)
RPI
Englischer Begriff
reticulocyte index; RPI
Definition
Kennzahl zur Abschätzung der Retikulozytenproduktion bei Anämien.
Beschreibung
Bei Patienten mit einer Anämie ist das Reifestadium der Retikulozyten (Retikulozyt) bei der Freisetzung aus dem Knochenmark abhängig vom Schweregrad der Anämie. So gelangen unreifere Retikulozyten bei einer ausgeprägten Anämie vermehrt ins periphere Blut. Der Retikulozytenproduktionsindex (RPI) berücksichtigt diese verlängerte Verweildauer der unreiferen Retikulozyten im Blutkreislauf. Zusätzlich wird die Retikulozytenzahl auf einen Standardhämatokrit von 0,45 % korrigiert. Der RPI ist definiert als
$$ \mathrm{RPI}=\frac{\mathrm{Retikulozytenzahl}\ \left[\%\right]}{\mathrm{Reifungszeit}\ \left[\mathrm{Tage}\right]}\times \frac{\mathrm{H}\ddot{\mathrm{a}}\mathrm{matokrit}\ \left[\mathrm{L}/\mathrm{L}\right]}{0,45\ \left[\mathrm{L}/\mathrm{L}\right]} $$
Dabei gilt:
RPI = 1: Anzahl der gebildeten Retikulozyten entspricht dem Bedarf, der zur Aufrechterhaltung des momentanen Hämatokrit-Werts notwendig ist:
Retikulozytenreifungszeit (Tage)
0,45
1,0
0,35
1,5
0,25
2,0
0,15
2,5
Literatur
Kleesiek K (1995) Blutzellen und blutbildende Organe. In: Greiling H, Gressner AM (Hrsg) Lehrbuch der Klinischen Chemie und Pathobiochemie. Schattauer Verlag, Stuttgart, S 831
Thomas L (2008) Labor und Diagnose, 7. Aufl. TH-Books, Frankfurt am Main