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Sapporo-Kriterien

Verfasst von: A. M. Gressner und O. A. Gressner
Sapporo-Kriterien
Synonym(e)
Sydney-Kriterien
Englischer Begriff
Sapporo criteria; Sydney criteria
Definition
Kombiniert klinisch-labormedizinische Kriterien zur Klassifikation des Antiphospholipid-Syndroms.
Beschreibung
Ein aus je zwei wesentlichen klinischen und labormedizinischen Kriterien bestehender, im Jahr 1999 publizierter Katalog zur Diagnose eines Antiphospholipid-Syndroms (APS), der 2006 als Konsensusempfehlung zur Diagnostik des APS als sog. Sydney-Kriterien aktualisiert wurde. Das Syndrom gilt als diagnostiziert, wenn mindestens eines der klinischen und eines der labormedizinischen Kriterien erfüllt sind und zweimal im Abstand von 12 Wochen Lupus-Antikoagulanzien im Screening und Bestätigungstest und/oder mittel- bis hochgradig erhöhte Titer von Anticardiolipin-Antikörper (ACLA) (Cardiolipin) gemessen wurden.
Klinische Kriterien
  • Eine oder mehrere Episoden von arteriellen, venösen oder Small-vessel-Thrombosen in irgendeinem Gewebe oder Organ; Bestätigung durch bildgebende oder histopathologische Verfahren
  • Erkrankungen in der Schwangerschaft
    • Eine oder mehrere Totgeburten nach der 10. Schwangerschaftswoche (SSW) bei sonst morphologisch normalem Fetus
    • Eine oder mehrere Frühgeburten bei morphologischem Normalbefund vor der 34. SSW aufgrund schwerer Präeklampsie, Eklampsie oder Plazentainsuffizienz
    • Drei oder mehr Spontanaborte vor der 10. SSW bei Ausschluss anatomischer, hormoneller und chromosomaler Ursachen
Labormedizinische Kriterien
  • ACLA vom IgG und/oder IgM-Typ, mittel- oder hochtitrig gemessen durch einen standardisierten, β2-Glykoprotein-abhängigen ELISA
  • Lupus-Antikoagulanzien im Plasma, Nachweis an zwei oder mehreren Zeitpunkten, die mindestens 6 Wochen auseinanderliegen; Nachweis entsprechend den Kriterien der International Society on Thrombosis and Haemostasis
Entsprechend der derzeitig aktuellen Klassifikationskriterien für die Definition eines APS nach den Richtlinien des 11. Internationalen Kongresses der Antiphospholipid-Antikörper (APA) in Sydney (November 2004) gibt es 2 wesentliche Veränderungen:
  • Die Kontrolluntersuchungen nach erstmaligem ACLA-Nachweis sollten im Mindestabstand von 12 (anstatt bisher 6) Wochen erfolgen, wobei ein mindestens zweiter Nachweis mittlerer oder hoher ACLA-Titer (>40 GPL oder MPL oberhalb der 99. Perzentile) als laboranalytisches Kriterium für ein APS zu werten ist.
  • Der positive, mindestens zweimalige Nachweis von β2GPI-AK vom IgG- und/oder IgM-Typ in Serum oder Plasma mit einer Titerhöhe oberhalb der 99. Perzentile ist unter Verwendung standardisierter ELISA als laboranalytisches Kriterium für ein APS einzustufen.
Liegen zwischen dem Nachweis der APA und dem Auftreten eines definitionsgemäßen klinischen Ereignisses höchstens 5 Jahre, sollte ein APS angenommen werden.
Literatur
Miyakis S et al (2006) International consensus statement on an update of the classification criteria for definite antiphospholipid syndrome (APS). J Thromb Haemost 4:295–306CrossRefPubMed
Schuchmann S, Dörner T (2007) Antiphospholipid-Syndrom 2007. Aktuelle Aspekte in der Labordiagnostik und deren therapeutische Konsequenzen. Z Rheumatol 66:198–205CrossRefPubMed
Wilson WA, Gharavi AE, Koike T et al (1999) International consensus statement on preliminary classification criteria for definite antiphospholipid syndrome: report of an international workshop. Arthritis Rheum 42:1309–1311CrossRefPubMed