Skip to main content
Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik
Info
Verfasst von:
W. Stöcker
Publiziert am: 22.12.2017

Schistosoma spp.

Schistosoma spp.
Englischer Begriff
schistosoma
Beschreibung des Erregers
Klasse: Trematoda (Saugwürmer); Familie: Schistosomatidae; Gattung: Schistosoma (Pärchenegel); Arten: S. haematobium, S. mansoni, S. intercalatum, S. japonicum, S. mekongi.
Erkrankungen
Verbreitung: tropische und subtropische Gebiete Afrikas, Lateinamerikas sowie Südwest- und Südostasiens:
  • S. haematobium: Afrika, Naher und Mittlerer Osten
  • S. mansoni: Afrika, Arabische Halbinsel, Südamerika, vereinzelt Karibik
  • S. intercalatum: Westafrika, regional in Kamerun, Gabun und im Kongo
  • S. japonicum: China, Philippinen, Indonesien, vereinzelt Japan
  • S. mekongi: Laos, Kambodscha, Thailand
Wirt: Süßwasserschnecken (Zwischenwirt), End-/Reservoirwirte sind u. a. Säugetiere und Vögel.
Übertragung/Entwicklung: Mit dem Stuhl oder Urin des Endwirtes gelangen befruchtete Eier ins Wasser. Aus ihnen schlüpfen Wimpernlarven (Miracidium), die aktiv in den Zwischenwirt eindringen und sich zu Sporozysten entwickeln. Aus einer Sporozyste schlüpfen hunderte infektiöser Zerkarien, die ins Wasser ausgeschieden werden. Sie durchdringen die Haut des Endwirtes (Penetrationsphase) und wandern in dessen Blutbahn. Im Endwirt erfolgen die Entwicklung zum geschlechtsreifen Parasiten und die Paarung.
Erkrankung: Die Inkubationszeit bis zur Zerkarien-Dermatitis beträgt 6–48 Stunden. Vor allem bei Infektionen mit S. japonicum und S. mekongi kann nach 2–8 Wochen ein akutes fiebriges Krankheitsbild auftreten (Katayama-Fieber mit Schüttelfrost, Husten, Kopfschmerzen). Nach Jahren können Symptome einer chronischen Schistosomiasis (u. a. Blut in Urin/Stuhl, Abdominalschmerzen) einsetzen. Die gepaarten Parasiten besiedeln die Venen vor allem der Blase (S. haematobium), des Mesenteriums (S. mansoni, S. japonicum, S. mekongi) oder des Rektums (S. intercalatum), wobei prinzipiell jedoch alle Organe des Körpers befallen sein können. Mit zunehmender Zahl abgelegter Eier kommt es zum Verschluss der Kapillaren und zu chronischen, entzündlichen Immunreaktionen gegen die Eier in den betreffenden Organen (Blasenbilharziose, hepatolienale Bilharziose, Darmbilharziose). Als Folge können sich Granulome bis hin zu Fibrosen ausbilden.
Analytik
Direktnachweis: Nachweis der Eier im Urin, Stuhl oder in Schleimhautbiopsaten aus Blase oder Darm; Nachweis der DNA durch Polymerase-Kettenreaktion in Speziallaboratorien.
Serologie: Nachweis spezifischer Antikörper (IgM, IgG) im Serum durch indirekte Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte), Enzyme-linked Immunosorbent Assay.
Probenmaterial
Direktnachweis: Urin, Stuhl, Schleimhautbiopsate.
Serologie: Serum oder Plasma für den Nachweis der Antikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg. Zur Tiefkühlkonservierung des IgM kann man den Proben 80 % gepuffertes Glyzerin beifügen.
Diagnostische Wertigkeit
Die Anamnese des Patienten kann wichtige Hinweise geben (Reisen in verdächtige Regionen, Kontakt mit Binnengewässern, Auftreten von Hauterscheinungen). Der direkte Nachweis der Parasiteneier ist frühestens nach 4–10 Wochen möglich. Vorher ist eine Eosinophilie im Blutbild nachweisbar. Die Serologie spielt besonders bei Reiserückkehrern aus endemischen Gebieten eine besondere Rolle, da bei Erstinfektion mit Schistosoma ssp. die Eiproduktion oft intermittierend verläuft und eine Infektion dann nur über die Antikörperbestimmung auch während der Präpatenzzeit (ca. 3 Monate) nachgewiesen werden kann. Bei erfolgreicher Behandlung mit Praziquantel kann nach ca. 6–12 Wochen ein Abfall des Antikörpertiters gemessen werden. Kreuzreaktionen mit Antikörpern gegen andere Parasiten sind möglich.
Differenzialdiagnosen:
  • Zerkariendermatitis: Allergien
  • Akute Schistosomiasis: Typhus abdominalis, Malaria, Brucellose, Amöbiasis, Ancylostomiasis, lymphatische Filarose, Trichomonaden, viszerale Leishmaniose
  • Chronische Schistosomiasis: je nach Lokalisation Blasen-, Darm- und Lebererkrankungen anderer Genese
Literatur
Centers for Disease Control and Prevention, Atlanta, 7. Nov 2012. Parasites –Schistosomiasis. https://​www.​cdc.​gov/​parasites/​schistosomiasis/​. Zugegriffen am 15.02.2017
Robert-Koch-Institut, Berlin (2011) Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten. Robert-Koch-Institut, Berlin
World Health Organization. Media Centre, Jan 2017. Schistosomiasis. Factsheet. http://​www.​who.​int/​mediacentre/​factsheets/​fs115/​en/​. Zugegriffen am 15.02.2017