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Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik
Info
Verfasst von:
W. Stöcker
Publiziert am: 15.12.2017

T-Lymphozyten, autoreaktive

T-Lymphozyten, autoreaktive
Synonym(e)
Autoreaktive T-Zellen; Autoimmunreaktion, T-Zell-vermittelte; Autoimmunantwort, zelluläre
Englischer Begriff
autoreactive T-lymphocytes
Definition
Autoreaktive T-Lymphozyten sind gegen das körpereigene Gewebe gerichtete T-Zellen, sie gehören zum normalen Immunrepertoire eines Organismus. Bei einer Reihe von Autoimmunkrankheiten sind sie aktiviert und proliferieren.
Beschreibung
Der Organismus gesunder Individuen verfügt über eine große Anzahl autoreaktiver T- und B-Lymphozyten (T- und B-Zellen). Es kommt aber nur selten zu einer massiven Proliferation autoreaktiver T-Zellen und zur Ausprägung hoher Autoantikörperkonzentrationen, wie man es bei Autoimmunkrankheiten findet. Der Selbstschutz wird vor allem dadurch erreicht, dass autoreaktive T- oder B-Zellen während der Entwicklung eliminiert bzw. später inaktiviert werden. Das Immunsystem ist tolerant gegen körpereigene Substanzen. Unter bestimmten Umständen können autoreaktive Lymphozyten jedoch aktiviert und zur Proliferation angeregt werden. Es kommt zu Autoimmunerkrankungen, an deren Pathogenese sowohl autoreaktive T-Lymphozyten als auch Autoantikörper beteiligt sein können.
Ausschlaggebend für die Unterdrückung einer Autoimmunreaktion sind die T-Suppressor-Zellen. Sie kontrollieren nicht nur die Reaktivität der T-Helfer-Zellen, sondern auch die Funktion der B-Zellen. Eine Abnahme der T-Suppressor-Zell-Aktivität wird als entscheidender Faktor in der Entwicklung von Autoimmunerkrankungen angenommen. Einmal entstanden, kann sich ein autoreaktiver T-Helfer-Zell-Klon vermehren, mit B-Zellen interagieren oder zytotoxische T-Zellen induzieren und Autoimmunreaktionen auslösen. T-Zellvermittelte Autoimmunreaktionen lassen sich beispielsweise bei Insulin-abhängigem Diabetes mellitus (IDDM), rheumatoider Arthritis oder multipler Sklerose nachweisen.
Im Gegensatz zu Autoantikörpern sind autoreaktive T-Zellen schwieriger nachzuweisen, da sie ein Antigen nicht in seiner natürlichen Konformation, sondern lediglich kürzere Antigenfragmente erkennen. Und dies auch nur, wenn sie in körpereigene Oberflächenproteine (HLA-Moleküle) eingebettet präsentiert werden.
Eine T-Zell-vermittelte Immunantwort gegen Autoantigene lässt sich durch Immunsuppressiva wie zum Beispiel Ciclosporin A unterdrücken.