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Thyroxin, gesamt

Verfasst von: W. Hubl
Thyroxin, gesamt
Synonym(e)
Tetraiodthyronin; T4
Englischer Begriff
thyroxine
Definition
Thyroxin wird in der Schilddrüse gebildet und gehört zu den lebenswichtigen Hormonen, da es gemeinsam mit dem Triiodthyronin (Triiodthyronin, gesamt) den Stoffwechsel nahezu sämtlicher Körperorgane reguliert. Auf zellulärer Ebene steigern sie den Sauerstoffverbrauch und die Wärmeproduktion. Sie zeichnen für die geistige und körperliche Entwicklung und das Wachstum des gesamten Organismus verantwortlich.
Schilddrüsenfunktionsstörungen werden vom freien Thyroxin (FT4; Thyroxin, freies) mit einer deutlich höheren diagnostischen Sensitivität angezeigt, sodass Bestimmungen des Gesamt-Thyroxins als obsolet gelten.
Struktur
3,3’,5,5’-Tetraiod-D-Thyronin, C15H11I4NO4.
Molmasse
776,9 g.
Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Das Thyroxin wird im Blut zu 99,97 % an folgende Transportproteine mit abfallender Affinität gebunden: Thyroxinbindendes Globulin (TBG), T4-bindendes Präalbumin (Transthyretin, TTR), Albumin und in geringem Maße an High Density Lipoprotein und Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG).
Die besonders hohe Affinität des Thyroxins zum TBG verhindert einen schnellen Abbau, sodass die biologische Halbwertszeit für Thyroxin 5–8 Tage beträgt.
Halbwertszeit
6–10 Tage.
Funktion – Pathophysiologie
Untersuchungsmaterial – Entnahmebedingungen
Probenstabilität
Blut, Serum, Plasma: 20–25 °C 2 Tage; Serum, Plasma: 4–8 °C 8 Tage, −20 °C 3 Monate.
Präanalytik
Thyroxin (gesamt) ggf. erhöht unter: orale Kontrazeptiva, Gravidität, angeborene TBG-Vermehrung, akute Hepatitis, familiäre dysalbuminämische Hyperthyroxinämie, Amiodaron; erniedrigt unter: Nulldiät, Leberzirrhose, diabetische Ketoazidose, Azetylsalizylsäure, Phenytoin, Phenobarbital, Carbamazepin.
Analytik
Konventionelle Einheit
μg/L.
Internationale Einheit
nmol/L.
Umrechnungsfaktor zw. konv. u. int. Einheit
μg/L × 1,287 = nmol/L.
Referenzbereich – Erwachsene
77–142 nmol/L.
Referenzbereich – Kinder
Alter
Thyroxin (T4) nmol/L
77–167
1. + 2. Tag
138–332
3.–30. Tag
100–254
1.–12. Monat
69–178
1.–7. Jahr
68–158
7.–13. Jahr
77–143
13.–18. Jahr
63–138
Indikation
  • Nachweis einer Hypothyreose nach erhöhten TSH-Werten
  • Nachweis einer Hyperthyreose nach erniedrigten TSH-Werten
  • Kontrolle der Hyperthyreosetherapie, während TSH in den ersten Monaten noch erniedrigt sein kann
  • Kontrolle der Compliance einer Thyroxintherapie.
Interpretation
  • Normalbefund: Euthyreose, Iodmangelstruma, latente Hypo- oder Hyperthyreose, Isolierte T3-Hyperthyreose
  • Gesamt-Thyroxin erhöht: Hyperthyreose
  • Gesamt-Thyroxin erniedrigt: Hypothyreose, extremer Iodmangel
Diagnostische Wertigkeit
Das Thyroxin wird in ausgeprägtem Ausmaß (noch stärker als T3) von der Konzentration der Bindungsproteine beeinflusst und hinsichtlich seiner Aussage zur Schilddrüsenfunktionsdiagnostik verfälscht.
Aus diesem Grund wurde die Gesamt-T4-Bestimmung durch den FT4-Assay ersetzt. Gesamt-T4 gilt als obsolet.
Literatur
Brabant G, Luster M, Schmid KW et al (2015) Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen. In: Lehnert H (Hrsg) Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel. Thieme-Verlag, Stuttgart, S 98–105
Thomas L (Hrsg) (2012) Schilddrüsenfunktion. In Labor und Diagnose. Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik, 8. Aufl. TH-Books, 1718–1752, T4 S 1735–1738