Die Bestimmung der Thyroxinbindungskapazität dient zur Bestimmung der freien Thyroxinbindungsstellen im Blut im Rahmen der Schilddrüsen-Funktionsdiagnostik.
Beschreibung
Das Thyroxin wird mit hoher Affinität an Thyroxin-bindendes Globulin, mit geringerer Affinität an Präalbumin und Albumin gebunden. Die Bestimmung des Gesamt-Thyroxins (Thyroxin, gesamt) erlaubt deshalb nur dann eine richtige Bewertung, wenn die Thyroxinbindungskapazität im Blutserum im Referenzbereich liegt. Bei erhöhter oder erniedrigter Thyroxinbindungskapazität kann es zu falsch positiven oder falsch negativen Gesamt-Thyroxin-Resultaten kommen, obwohl die Konzentration der freien Schilddrüsenhormone im euthyreoten Bereich liegt.
Aus diesem Grund wurden Versuche unternommen, diese Störmöglichkeit zu vermindern. Eine Möglichkeit stellt die Bestimmung der Thyroxinbindungskapazität dar. Mithilfe einer Quotientenbildung aus dem Gesamt-Thyroxin (Thyroxin, gesamt) und der Thyroxinbindungskapazität kann der freie Thyroxin-Index (Thyroxin-Index, freier) berechnet werden, der Veränderungen der Schilddrüsenbindungsproteine berücksichtigt.
Bei der Bestimmung der Thyroxinbindungskapazität konkurrieren ein zum Blutserum zugesetzter Triiodthyronin-(T3-)Antikörper mit den endogenen Transportproteinen im Serum um einen ebenfalls zugesetzten T3-Tracer. Die endogenen Schilddrüsenhormone müssen bei dieser Methode sorgfältig entfernt werden, damit keine Verfälschung an den Bindungsstellen des Thyroxin-bindenden Globulins eintreten kann. Die Thyroxinbindungskapazität wird bei diesen Immunoassays automatisch als Thyroxinbindungs-Index (TBI) ausgewertet.
Die modernen Methoden zur Erfassung der freien Schilddrüsenhormone haben diesen Test jedoch heute weitgehend verdrängt.
Literatur
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