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Transkortin

Verfasst von: W. Hubl
Transkortin
Synonym(e)
Transcortin; CBG
Englischer Begriff
transcortin; corticosteroid-binding globulin
Definition
Transkortin ist in der Lage, Kortikosteroide im Blutplasma mit hoher Affinität und begrenzter Kapazität zu binden. Es dient damit als wichtiges Transportprotein der Kortikosteroide.
Beschreibung
Transkortin ist ein Kortikosteroid-bindendes α1-Globulin mit einer Molmasse von 56 kDa. Es ist in der Lage, folgende Kortikosteroide und Vorläufer der Biosynthese im Blutplasma zu binden und damit zu transportieren: Kortisol, Kortikosteron, 11-Desoxykortisol, Progesteron, 17-Hydroxyprogesteron, jedoch nicht Aldosteron. Transkortin denaturiert bei 60 °C. Es gehört zur Gruppe der Serin-Proteinase-Inhibitoren (SERPIN A6).
Pathophysiologie: Die Konzentration des Transkortins im Plasma reguliert in entscheidender Weise die Kortikosteroid-Konzentrationen, wobei die physiologische Wirkung der Kortikosteroide von der Konzentration der freien, nicht proteingebundenen Fraktion abhängt.
Von besonderer Relevanz sind die Erhöhungen der Transkortinkonzentrationen im Verlauf der Schwangerschaft, bei Hyperthyreose, Diabetes mellitus sowie bei Einnahme von Östrogenen bzw. hormonellen Kontrazeptiva. Diese erhöhten Transkortinkonzentrationen ziehen eine Erhöhung der Gesamt-Kortikosteroid-Konzentrationen nach sich, wobei der Anteil der ungebundenen Hormonfraktion jedoch im Normbereich verbleibt. Aus diesem Grund besitzen die Methoden zur Erfassung der freien, ungebundenen Hormone eine deutlich höhere klinische Relevanz als die Bestimmung der Gesamthormone.
Erniedrigte Transkortinkonzentrationen treten auf bei Hypothyreose, Proteinmangelzuständen, Leberzirrhose sowie beim nephrotischen Syndrom. Hierbei werden erniedrigte Gesamt-Kortisol-Konzentrationen gemessen, wobei der freie Kortisolanteil im Referenzbereich liegt.
In der Praxis wird zur Abschätzung des freien, ungebundenen Kortisols die Bestimmung im 24-Stunden-Sammelurin verwendet, weil hierbei eine gute Korrelation zur freien Kortisolfraktion im Plasma nachgewiesen werden konnte.
Kürzlich wurde ein angeborener Transkortindefekt (Mutation Asp367Asn, CBG Lyon) in 4 Familien beschrieben, dieser scheint jedoch extrem selten aufzutreten. Bei diesen Patienten wurde neben erniedrigten Transkortinkonzentrationen sowohl eine erniedrigte Affinität als auch eine erniedrigte Kapazität für Kortisol – als Gegenregulation – nachgewiesen.
Methoden: Zur Abschätzung des freien Anteils der Kortikosteroide wurden Transkortinmethoden entwickelt, die gemeinsam mit der Bestimmung der Kortikosteroidkonzentration zur Berechnung eines freien Hormonindex dienen sollten. In der Praxis sind diese Verfahren wegen der begrenzten klinischen Relevanz jedoch wenig verbreitet.
Literatur
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Meyer EJ, Nenke MA, Rankin W et al (2016) Corticosteroid-binding globulin: a review of basic and clinical advances. Horm Metab Res 48:359–371CrossRefPubMed