Synthese – Verteilung – Abbau – Elimination
Vitamin B6 schließt Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin und ihre entsprechenden an der 5’-Position phosphorylierten Formen Pyridoxinphosphat, Pyridoxalphosphat und Pyridoxaminphosphat ein. Alle 6 Verbindungen sind in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln enthalten. Einige Pflanzen enthalten glykosyliertes Vitamin B6 in Form von Pyridoxin-5’-β-d-glucosid. Pyridoxinhydrochlorid ist die am häufigsten verwendete synthetische Form von Vitamin B6 zur Nahrungsergänzung.
Vitamin-B6-Derivate sind in wässrigen, sauren Lösungen stabil, jedoch labil in neutralen und alkalischen Lösungen sowie empfindlich gegen Tageslicht bzw. UV-Licht. Sie werden nach Aufnahme enzymvermittelt im Darm, in der Leber und in anderen Geweben in die aktiven Formen Pyridoxalphosphat und Pyridoxaminphosphat umgewandelt.
Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für die tägliche Zufuhr beträgt 1,2 mg für Frauen, 1,5 mg für Männer und 1,9 mg für Schwangere und Stillende. Bei einer Einnahme von 100 mg/Tag über einen längeren Zeitraum können neurologische Symptome wie Ataxie, Muskelschwäche und Taubheitsgefühl als Zeichen einer Überdosierung auftreten.
Die Resorption von Vitamin B
6 erfolgt im Jejunum durch passive
Diffusion. Vor der Aufnahme werden phosphorylierte Vitamin-B
6-Derivate durch eine alkalische Phosphatase dephosphoryliert. Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin zeigen eine ähnliche
Bioverfügbarkeit. Pyridoxin-5’-β-d-glucosid hat im Vergleich zu Pyridoxin eine 50 % niedrigere Bioverfügbarkeit. Pyridoxin aus Nahrungsergänzungsmitteln wird fast vollständig (95 %) aufgenommen.
Vitamin B
6 wird nach Aufnahme in die Enterozyten durch das
Enzym Pyridoxalkinase phosphoryliert und damit in der Zelle zurückgehalten. Um die Zellmembran zu passieren und in den Pfortaderkreislauf zu gelangen, ist eine erneute Dephosphorylierung notwendig.
In der Leber werden Vitamin-B
6-Derivate in Pyridoxalphosphat überführt und in das Blut abgegeben. Pyridoxal und Pyridoxalphosphat bilden die Hauptformen im
Plasma, wobei Pyridoxalphosphat 70–90 % des gesamten Vitamin B
6 im Plasma ausmacht. Der Transport im Plasma erfolgt an
Albumin gebunden.
Die Umwandlung der verschiedenen Vitamin-B
6-Formen ineinander ist abhängig von Riboflavin (s. Vitamin B
2),
Niacin und
Zink. Riboflavin ist ein Kofaktor für die Pyridoxin-(Pyridoxamin-)Phosphatoxidase und die Aldehydoxidase, Niacin ein Kofaktor für die Aldehyddehydrogenase und Zink ein Kofaktor für die Pyridoxalkinase.
Auch im Gewebe liegt Vitamin B
6 vor allem als Pyridoxalphosphat vor. Der Vitamin-B
6-Gehalt des menschlichen Körpers beträgt etwa 15 nmol/g Gewebe. Hiervon liegt der Großteil (75–80 %) im Muskelgewebe als an der Muskelglykogenphosphorylase gebundenes Pyridoxalphosphat vor. Etwa 5–10 % des Vitamin B
6 im Körper befinden sich in der Leber, kleinere Mengen in
Plasma,
Erythrozyten und anderen Organen. Erythrozyten sind in der Lage, alle Vitamin-B
6-Derivate aufzunehmen und in Pyridoxalphosphat und Pyridoxal umzuwandeln, die an
Hämoglobin gebunden werden.
Die hohe Vitamin-B6-Konzentration in der Nabelschnur Neugeborener lässt einen aktiven Transport von der Mutter auf den Fötus annehmen. Vitamin B6 wird in die Muttermilch sezerniert, wobei die Konzentration abhängig ist von der Aufnahme der Mutter. Die durchschnittliche Konzentration in der Muttermilch beträgt 130 μg/l.
Die Ausscheidung von Vitamin B
6 erfolgt hauptsächlich als 4-Pyridoxinsäure über den
Urin. Die metabolisch inaktive Pyridoxinsäure ist das Endprodukt der Oxidation aller Vitamin-B
6-Derivate. Im Urin lassen sich in niedriger Konzentration auch aktive Formen von Vitamin B
6 nachweisen.