Vitamin-D-Epimere sind Stereoisomere, die sich in der Konfiguration in nur einem asymmetrischen Kohlenstoffatom unterscheiden. Bei der Nomenklatur wird einem des Epimeren-Paars der Präfix epi- hinzugefügt.
Mehrere Vitamin-D-Epimere, 3-epi-1,25(OH)2D3, 3-epi-24,25(OH)2D3, 3-epi-24,25(OH)2D3-24-glucoronid und 3-epi-25(OH)D3, wurden bisher nachgewiesen. Die Epimere 3-epi-25(OH)D3 und 25(OH)D3 unterscheiden sich nur in der Konfiguration der Hydroxylgruppe am C3-Kohlenstoffatom (C-3α- und C-3β-Hydroxy). Die Herkunft der Vitamin-D-Epimere ist noch nicht geklärt. In-vitro- und In-vivo-Studien bieten Evidenzen, dass Epimere endogen produziert werden. Enzyme, die an der Entstehung beteiligt sind, wurden bisher nicht beschrieben. Vitamin-D-Epimere werden in allen Altersgruppen nachgewiesen. C3-epi-25(OH)D-Konzentration zeigt eine positive Korrelation mit der 25(OH)D3-Konzentration und ein ähnliches saisonales Verhalten mit einer Zunahme in den Sommermonaten. Studien zeigen höhere Konzentrationen der C3-Epimere im Neugeborenen als im Serum der Mutter, wobei die Konzentration mit einer möglichen Supplementierung der Mutter mit Vitamin D während der Schwangerschaft positiv korreliert. Auch hier wird eine endogene Synthese im Neugeborenen angenommen.
Ergebnisse aus Untersuchungen über Epimere-Konzentrationen divergieren zum Teil stark, weil in verschiedenen Populationen durchgeführt und weil sich Bestimmungstechnik mit aufkeimenden Interesse an Vitamin-D-Epimeren rapide entwickelt. So wurden in einer ersten Studie das 3-epi-(OH)D3 mit Konzentrationen zwischen 5–92 ng/mL (zwischen 8,7–61,1 % vom Gesamt-25(OH)D) in 22,2 % der untersuchten Säuglinge nachgewiesen. Untersuchungen mit Nabelschnurblut zeigen das Vorkommen des C3-epi-25(OH)D3 in allen untersuchten Proben mit einer Konzentration von 5,2 nmol/L (Median) und einem Anteil von 6,6 % am Gesamt-25(OH)D. Die Angaben über C3-Epimere-Nachweise in Erwachsenen schwanken zwischen 0–100 % der Teilnehmer. In einer größeren Kohorte wurden bei 33,4 % der weißen und 15 % der schwarzen Teilnehmer Anteile des C3-epi-25(OH)D mit 3,23 % und 2,25 % am Gesamt-25(OH)D bestimmt. Über den Nachweis von Vitamin-D2-Epimeren gibt es diskrepante Berichte.
Funktion – Pathophysiologie
Zur Funktion der Epimere, insbesondere zu den C3-Epimeren von 25(OH)D3 und 1,25(OH)2D3 gibt es nur wenige Untersuchungen im Zellmodell und im Rattenmodell. Dort zeigen die eingesetzten Epimere keine signifikanten Unterschiede bezüglich der untersuchten biologischen Funktionen.
Nüchternblutentnahme. Stabilität bei Raumtemperatur und bei 4 °C gegeben. Zur längeren Aufbewahrung tiefgefrieren bei −20 °C.
Analytik
LC-MS/MS-Verfahren.
Referenzbereich – Erwachsene
Nicht verfügbar.
Referenzbereich – Kinder
Nicht verfügbar.
Indikation
Gegenstand der Forschung.
Diagnostische Wertigkeit
Epimer-Paare zeigen zumeist ähnliche Verhalten in der Chromatografie. In der Massenspektrometrie können Epimere aufgrund der gleichen Masse nicht unterschieden werden. Auch ergeben sich in der MS/MS-Tandemdetektion keine Unterschiede, da in der Regel gleiche Fragmentierungsmuster vorliegen. In Abhängigkeit vom verwendeten Antikörper/Bindungsprotein zeigen Epimere in der Regel unterschiedliches Verhalten in den Immunoassays. So wird 3-epi-25(OH)D3 in 25(OH)-Vitamin-D-Immunoassays nicht, jedoch in LC-MS/MS-basierten Gesamt-25(OH)D-Bestimmungen zumeist mit erfasst. Mit dem zunehmenden Interesse, den Vitamin-D-Status unabhängig von der Konzentration der Epimere zu bestimmen, wurden LC-MS/MS-Tandemverfahren etabliert, die eine parallele Bestimmung von 10 Vitamin-D-Analoga erlauben. Mit der fortschreitenden Entwicklung der Verfahren zur Vitamin-D-Epimer-Bestimmung zeigen aktuelle Studien, dass Vitamin-D-Epimere nicht zu einer Fehlbeurteilung des Vitamin-D-Status führen.
Literatur
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